Jörn Kabisch Angezapft:
Tief in Sachsen, südlich von Chemnitz, liegt Zwönitz, mit knapp 13.000 Einwohnern und einer langen Bergbaugeschichte. Jahrhunderte wurde hier Eisen gefördert, heute ist die Stadt eher ein Zentrum des Räuchermännchenwesens – und seit einigen Jahren eine Adresse für Bier. Hier sitzt ein umtriebiger Braumeister, der nicht nur experimentierfreudig ist, wenn er am Sudkessel steht. Dominik Naumann, Ende 20, hat im vorigen Jahr auch eine Lokalwährung mitinitiiert, um die Wirtschaft vor Ort zu stärken: den Zwönitzer.
Und Naumann hat ein Stout gebraut, eigentlich ja ein irisches Bier. Aber ein Stout aus Sachsen – das geht auch, der Süden Ostdeutschlands ist ohnehin Schwarzbierland. Und zu einer Zechenstadt passt ein Bier, dem noch immer das Image anhängt, eines für Malocher zu sein: weil es mäßig alkoholisch ist, nahrhaft, und anständig bitter.
Das Besondere an Zwönitzer ist der leichte Körper und die dezente Rauchnote. Schwarz fließt es ins Glas, der Schaum bildet die typische haselnussbraune Cremehaube. Es riecht nach Röstmalzen, Trockenobst und eben feinem Rauch. Der erste Schluck verblüfft durch Frische, trotz der sanften Kohlensäure und obwohl das Bier kaum gekühlt geöffnet wurde. Typischer wäre, wenn das Bier etwas cremiger wäre. Das Zwönitzer ist leicht sauer, hat Kaffeenoten, am Gaumen liegt es ölig, der Karamellgeschmack bleibt im Hintergrund. Es wirkt trocken und fruchtig. Im Abgang übernehmen dann für einen Augenblick würzige, bittere Noten. Das Stout bleibt süffig – und sächsisch. Die Herkunft aus Schwarzbierland schmeckt man bis zum letzten Schluck.
Stout, Brauerei Zwönitz, Alkohol 5,1 Vol.-%
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