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Kaiser’s ist Geschichte

Einzelhandel Seit 1. Januar gehören die Läden Edeka. Umbenennung dauert

Das Unternehmen war die älteste Lebensmittel-Handelsfirma Deutschlands

Mit Beginn des neuen Jahres ist die Geschichte von Kaiser’s Tengelmann als selbstständige Supermarktkette zu Ende gegangen. Die verbliebenen gut 400 Filialen des traditionsreichen Handelshauses samt Konzernzentrale, Fleischwerken und Logistik wurden zum 1. Januar von Deutschlands größtem Lebensmittelhändler Edeka übernommen, wie beide Unternehmen bestätigten. Edeka wird dann bis Ende März schrittweise über 60 Filialen – vor allem in Berlin – an den Konkurrenten Rewe weiterreichen.

Für Kaiser’s Tengelmann endet eine Unternehmensgeschichte, die bis 1876 zurückreicht. Damit war das Familienunternehmen eigenen Angaben zufolge die älteste Lebensmittel-Handelsfirma Deutschlands.

Die Namen Kaiser’s und Tengelmann werden allerdings nicht sofort aus den Einkaufsstraßen verschwinden. Die Umstellung werde einige Zeit in Anspruch nehmen, hieß es bei Edeka und Rewe gleichermaßen. In den bayerischen Tengelmann-Filialen soll der Integrationsprozess bis Ende September abgeschlossen sein. Deutlich schneller gehen soll es allerdings bei den 61 Filialen, die Edeka in Berlin behält. Auch Rewe will sich mit der Umflaggung der Läden auf die eigene Marke etwas Zeit lassen. Zunächst würden die Informa­tions­technologie und die Kassensysteme mit Rewe harmonisiert. Erst danach werde man die Umstellung auf die Marke Rewe in Angriff nehmen, hieß es in Köln.

Der Übernahme war eine mehr als zweijährige Auseinandersetzung vorausgegangen. Denn die Pläne von Tengelmann-Eigentümer Karl-Erivan Haub zum Verkauf der Kette an Marktführer Edeka waren auf Widerstand des Bundeskartellamts gestoßen. Und eine Ausnahmegenehmigung von Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) für den Zusammenschluss wurde vom Düsseldorfer Oberlandesgericht auf Antrag von mehreren Edeka-Konkurrenten gestoppt.

Erst mühsame Verhandlungen zwischen Edeka und Rewe unter Vermittlung von Exbundeskanzler Gerhard Schröder machten den Weg frei und sicherten 15.000 Kaiser’s-Tengelmann-Beschäftigten langfristige Arbeitsplatzgarantien.

Mit Kaiser’s Tengelmann verschwindet ein weiterer tradi­tions­reicher Name aus dem deutschen Einzelhandel. Im Jahr 2013 gingen die Baumarktketten Praktiker und Max Bahr pleite und wurden abgewickelt. Sie schlossen 2014 ihre letzten Filialen. Zahlreiche Standorte werden von neuen Betreibern unter anderen Marken fortgeführt. Im Sommer 2012 war Schluss für die insolvente Drogeriemarktkette Schlecker. Die noch 13.200 Mitarbeiter erhielten die Kündigung. Schon bei einer ersten Schließungswelle hatten 11.000 Beschäftigte ihren Job verloren. (dpa)

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