Sportplatz: Eisbären tauchen ab
EISHOCKEY Die Eisbären kassieren mit dem 0:2 gegen Augsburg die siebte Niederlage in den letzten acht Spielen
Am Ende in der S-Bahn sagen viele, dass es keinen Spaß mehr mache. Sie sagen das schon seit Wochen, aber sie wollen es noch mal bekräftigen. Nicht mehr zum Ansehen, all das. Dann murmelt ein älterer Mann, eingequetscht zwischen anderen älteren Männern im Gang, er würde trotzdem auch am Freitag zur nächsten Partie kommen. „Muss ja“, sagt er, „kommt ja sonst keiner.“
Als der Stadionsprecher beim Heimspiel gegen Augsburg am Dienstagabend die Zuschauerzahlen verliest, gellen Pfiffe durchs halbleere Stadion: Rund 9.700 Berliner wollen die Eisbären sehen. Das ist immer noch ein guter Wert in der Deutschen Eishockey Liga, aber für den Zuschauermagneten Eisbären kurz vor historischem Negativrekord. Der wurde erst vor ein paar Wochen gegen Nürnberg verzeichnet; die Berliner erleben aktuell die niedrigsten Zuschauerwerte, seit sie in der Arena am Ostbahnhof spielen.
Überraschend ist das nicht: Die Mannschaft von Trainer Uwe Krupp hat in den letzten acht Partien sieben Pleiten kassiert. Sie spielt meilenweit unter den eigenen Erwartungen, und sie macht in der entscheidenden Saisonphase vor den Playoffs wenig Hoffnung auf Besserung. Es wird ungemütlich in der Arena.
Das Spiel gegen Augsburg, das eigentlich eine Atempause im Abwärtsgang verschaffen sollte, unterstrich eher die Probleme, mit denen die Mannschaft sich seit Wochen quält. Die Eisbären bemühten sich, blieben aber statisch und hölzern. Es fehlt an Durchschlagskraft im Angriff. An guten Ideen. Am Zusammenspiel. Und an Qualität.
Nur vier Teams erzielten diese Saison in der Liga weniger Treffer als die Berliner; die einst gute Offensive findet nicht zu sich, und Torchancen entstehen zu oft aus Distanzschüssen oder Zufallskombinationen. Hinzu kamen gegen Augsburg unnötig viele Strafzeiten, die den Gästen regelmäßiges Powerplay ermöglichten.
Es sind viele Baustellen. Und sie kommen zu einer ungünstigen Zeit. Als im Herbst die spielerischen Probleme begannen, sagte Routinier Jens Baxmann, es sei eigentlich ganz gut, die schlechte Saisonphase jetzt zu haben: „Dann kommen die Defizite ans Tageslicht. Über die ganze Saison konstant zu sein schafft kaum eine Mannschaft.“ Tatsächlich waren die Defizite früh sichtbar – doch es gelingt dem Team bislang nicht, sie zu beheben. Und je länger die Saison dauert, desto offensichtlicher wird, dass die Eisbären keinen Durchhänger haben. Sondern ein grundsätzliches Qualitätsproblem.
Im März beginnen die Playoffs der Deutschen Eishockey Liga. Ein Sieg gegen Augsburg hätte der Mannschaft zumindest eine kleine Chance auf die direkten Qualifikationsplätze für das Playoff-Viertelfinale gewahrt. Durch die Niederlage aber haben die Berliner nur noch theoretische Möglichkeiten, den sechsten Rang zu erreichen. Die aktuell Tabellen-Achte muss sich wohl auf den Weg durch die Pre-Playoffs einstellen und vor allem den eigenen Erwartungshorizont korrigieren. In zweiter Reihe hinter den Top-Teams wie München und Köln hatte Chefcoach Uwe Krupp seine Mannschaft vor der Saison gesehen. Doch fehlende Konstanz und immer neue Fehlerquellen ließen das Bild bald bröckeln.
Nach der Partie gegen Augsburg mochte Krupp auf die Defizite nicht genauer eingehen. Er blieb bei Durchhalteparolen: „Wir müssen noch mehr kämpfen, noch mehr Durchsetzungsvermögen entwickeln.“
Doch Kampf allein dürfte die Probleme kaum lösen; ob der Kader noch verstärkt wird, wollte der Trainer nicht kommentieren. Krupp hofft, dass sich die Mannschaft in den letzten zwei Monaten vor den Playoffs durchbeißt: „Wir müssen härter arbeiten als alle anderen Teams der Liga. Dann haben wir eine Chance.“ Alina Schwermer
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