: Was sie will
USA Die prominente TV-Moderatorin Megyn Kelly, die sich mit Trump anlegte, verlässt den konservativen Sender Fox News und wechselt zum liberalen Konkurrenten NBC
von Barbara Junge
Man muss es sich schon leisten können, ein Jahresgehalt von 20 Millionen Dollar auszuschlagen. Megyn Kelly tut es. Sie hätte dem Angebot des konservativen US-Fernsehsender Fox News folgen können und dort weiterhin moderieren. Stattdessen wechselt sie zum liberaleren Konkurrenten NBC. Von dort war früh und glaubwürdig in den US-Medien zu lesen, Kellys Gehaltsliga liege über den Möglichkeiten von NBC. Sorgen sind aber sicher unangebracht. Achtstellig wird sie bestimmt trotzdem nach Hause gehen. Kelly ist ein Star im US-News-Fernsehgeschäft.
Kein anderer als Donald Trump hat Megyn Kelly dazu gemacht. Bei der ersten Debatte der republikanischen Präsidentschaftskandidaten am 6. August 2015 sei der Moderatorin „Blut aus den Augen gelaufen, Blut aus ihrer oder ihrem Was-auch-immer“, beschimpfte er sie nach der TV-Runde. Dabei hatte sie ihm nur ein paar kritische Fragen gestellt, zu Frauen zum Beispiel. Die Vorhaltung, er habe Frauen als fette Schweine, Hunde, Schlampen und eklige Tiere bezeichnet, reichte im Jahr vor der Wahl aus, um Donald Trump zu einer unflätigen Reaktion zu provozieren.
Mit seinem karrikaturhaft geratenen Verbalausfall beförderte er die Moderatorin zum hellen Stern am Himmel der Trump-Gegnerinnen und -Gegner. Ausgerechnet die Moderatorin eines Senders, bei dem einer wie Sean Hannity moderiert, den man inzwischen ohne Scheu als inoffiziellen Sprecher der Trump-Regierung bezeichnen kann.
Keine Linke oder Feministin
Megyn Kelly ist indes keine Linke. Auch als Feministin hat sie sich keinen speziellen Namen gemacht. In einer kurzen Selbstdarstellung beschreibt sie sich als „glücklich verheiratet mit Doug, verrückt verliebt in meine Kinder Yates, Yardley und Thatcher, und Moderatorin von ‚The Kelly File‘auf Fox News“.
Megyn Kelly ist eine professionelle konservative Journalistin, die seit 2004 bei Fox News gearbeitet hat. Durch Zufall bleibt man nicht zwölf Jahre bei einem Sender, der die Tea Party groß gemacht hat.
Gradlinig wäre eine andere Beschreibung. Als ihre Exkollegin, die frühere Fox-Moderatorin Gretchen Carlson, den Gründer des Senders Roger Ailes der sexuellen Übergriffe beschuldigte, schloss sich auch Kelly wenig später der Beschuldigung an. Roger Ailes musste gehen. Und Donald Trumps künftiger strategischer Berater, Steve Bannon, Chef der rechtsradikalen Breitbart News, sagte kürzlich in einem Interview, er habe Ailes schon früh vor Kelly gewarnt. Sie werde sich gegen ihn wenden.
Die Wahlberichterstattung von Fox News, urteilte Bannon außerdem, sei insgesamt falsch gewesen, „schlechter als alle anderen“. Rupert Murdoch, Medienmogul und Besitzer des Senders, sei ein „Globalist“ und habe Trump nie verstanden. Jener sei für Murdoch ein Radikaler, und jetzt werde er seinen Sender zentralistisch rund um Megan Kelly aufbauen. Dabei hat sich Bannon in Megan Kelly verschätzt.
Wie es mit Fox nun ohne sie weitergeht, ist noch nicht zu überschauen. Neben Sean Hannity profiliert sich auch der Moderator der prominenten 8-Uhr-Abend-Show Bill O’Reilly als rechter Agitator. Einzig der Moderator Charles Wallace bemüht sich darum, neutrale journalistische Arbeit zu leisten: Er war in den TV-Debatten vor der Präsidentschaftswahl wiederholt mit Donald Trump aneinandergeraten – wegen Fragen der Faktengrundlage von Trumps Behauptungen.
Wie so vieles in den USA sind jetzt, kurz vor Donald Trumps Amtseinführung, weder die personelle Aufstellung noch die Ausrichtung von Fox News klar. Niemand kann absehen, wie der künftige Präsident mit den Medien umgehen wird. Die Rolle von Steve Bannon und seinem wachsenden radikalen Breitbart-News-Medienimperium wird mit viel Skepsis beobachtet.
Es heißt, NBC habe Kelly insbesondere dadurch gewonnen, dass man sie nach ihren Vorstellungen fragte. Diese seien in erster Linie eine Bildschirmpräsenz, die sich mit dem Familienleben vereinbaren lässt. Megyn Kelly hat das durchgesetzt. Künftig wird sie eine Nachmittagsshow und eine Show am Sonntagabend moderieren.
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