Moderatorin. 13. August 1939 – 15. Mai 2016
: Erika Berger

Foto: Hermann J. Knippertz/ap

Von Lilo Wanders

Die Maskenbildnerin hatte versäumt, Erikas Ohren zu schminken; draußen war es kalt, im Studio war es warm, und so fingen ihre Ohren nach kurzer Zeit an, knallrot zu leuchten. Unser Lachen darüber war unser erster echte Kontakt.

Ich hatte im Sommer 1994 die Moderation von „Wa(h)re Liebe“ übernommen und im Winter waren wir gemeinsam in eine „Spiegel-TV“-Sendung eingeladen, die sich – lasst mich raten, die Erinnerung ist verschwommen – ums Thema Sexualität kreiste. In den Sechzigern hatte Oswalt Kolle die Deutschen im Kino über das Basiswissen zum Thema Liebe, Sex, Erotik informiert, in den Achtzigern wurde Erika Berger bei RTL durch ihre Call-in-Sendung „Eine Chance für die Liebe“ berühmt – und in den Neunzigern gab es „Liebe Sünde“, „Peep“ und eben „Wa(h)re Liebe“.

Erikas Lachen ist, was mir von ihr vor allem in Erinnerung bleibt. Ein paar Mal war sie Gast in meiner Sendung, und hinterher saßen wir bis spät in die Nacht zusammen. Sie erzählte, dass sie in ihrer Jugend geglaubt hatte, dass ein Mädchen durch einen Kuss schwanger werden könne und dass es ihr nach der repressiven Erziehung im tiefsten Bayern lange Zeit nur möglich gewesen war, sich schriftlich mit Sexualität zu beschäftigen. Darüber schreiben: ja, darüber sprechen: nein. Erika kannte sich mit allem aus, was das Leben lebenswert macht – mit Sex, gutem Essen und herausragendem Wein. Später wusste sie alles über mich und ich über sie. Ich habe sie sehr geliebt.

Lilo Wanders, 61, Schauspielerin und Travestiekünstler, moderierte die Sendung „Wa(h)re Liebe“ auf Vox