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Die WerbepauseSexismus ohne nackte Brüste

Unsportlich: Decathlon-Werbung in Berlin Foto: Thomas Lees

Der französische Händler für Sportutensilien, Decathlon, wirbt in einer Berliner U-Bahn-Station für eine Actionkamera. In der oberen Ecke prankt ihr Logo, versehen mit „Sport for all. All for sport“. So weit, so Sport. Doch beim Lesen des Spruchs auf der Werbetafel fällt auf, sie richtet sich eben nicht an „alle“. Sondern nur an Ehemänner, die genervt sind von ihrer Partnerin: „Fast so schön wie Ihre Frau, aber mit Ausknopf.“

Warum wird Werbung für Actionkameras nur an Männer adressiert. Und warum sexistisch? Warum werden Geschlechterklischees reproduziert: Frauen seien zwar schön, aber nervtötend. Warum ist der Mann ein Abenteurer, der seine Zeit lieber mit einer Kamera verbringt, weil er diese abschalten kann? Bilder aus dem letzten Jahrhundert.

Decathlon hat nach mehreren Beschwerden über Twitter auf die Kritik reagiert: „Es war nicht unsere Absicht, jemandem auf den Schlips zu treten. Das Plakat tauschen wir in den nächsten Tagen aus.“ Eine intelligentere Erklärung blieb aus, und wieder ist die Äußerung nur an Männer adressiert, denn einen Schlips tragen Frauen selten.

Im April 2016 befeuerte der Justizminister Heiko Maas die Debatte über das Verbot von sexistischer Werbung. Ein neuer Gesetzesentwurf war in Planung, der sich mit der Darstellung von Frauen und Männern als Sexualobjekte beschäftigen sollte. Schon das rief Unverständnis und Kritik hervor. Mittlerweile sind acht Monate vergangen, und auf Bundesebene ist kein Gesetz in Sicht.

Doch nicht nur halbnackte Frauen, die sich auf dem Boden räkeln, um Parfüme zu bewerben, sind sexistisch. Auch das Fortschreiben geschlechtsspezifischer Stereotype – wie bei Decathlon – fällt unter diese Kategorie. Im Koalitionsvertrag der rot-rot-grünen Regierung Berlins steht: Sexistische Werbung in Berlin soll verboten werden. Dabei sollen auch Textanzeigen, die Stereotype verbreiten, fallen. Damit dürften dann wenigstens Berliner_innen ungestört U-Bahn fahren, ohne von klischeehafter Werbung belästigt zu werden.

Carolina Schwarz

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