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Fischfangregeln aufgeweicht

Fangquoten Die EU verteilt die Lizenzen für den Fischfang in der Nordsee mal wieder großzügiger, als Meeresschützer für sinnvoll halten

Der Deutsche Fischereiverband in Hamburg ist „zufrieden“, so sein Sprecher Claus Ubl, mit den Fischfangquoten für die Nordsee 2017. Diese hatte die EU in der Nacht zu Mittwoch beschlossen, nachdem bereits vorige Woche Einigkeit mit dem Nicht-EU-Nordseestaat Norwegen erzielt worden war. Danach dürfen die deutschen Fischer im nächsten Jahr zwar rund 7 Prozent weniger Hering und 45 Prozent weniger Schellfisch in der Nordsee fangen, dafür aber 53 Prozent mehr Seelachs, 17 Prozent mehr Kabeljau und 14 Prozent mehr Makrelen. „Sehr erfreulich“ findet das Ubl.

Entsprechend kritisch gehen Meeresschützer mit den EU-Beschlüssen ins Gericht. Vor allem das Rückwurfverbot für zu kleine Fische – die wichtigste Neuerung zum Schutz der Arten – werde zu einem „Freifahrtschein für die Fischerei“ umgedeutet, kritisierte Karoline Schacht, Meeresexpertin der Umweltstiftung WWF.

Mit der daraus resultierenden Erhöhung der Quoten gefährdeten die EU-Fischereiminister die langfristige Erholung der Fischbestände. „Wer die immense Ressourcenverschwendung auf See wirklich beenden will, muss dafür sorgen, dass weniger Jungfisch im Netz landet“, fordert Schacht: „Die Vermeidung von Beifang müsste das oberste Gebot sein.“

Auch die dänische Meeresschutzorganisation Oceana kritisierte die Entscheidungen auch für den Nordost-Atlantik. „Die Hälfte der Fischbestände im Atlantik ist bereits überfischt. Das wird sich 2017 fortsetzen“, befürchtet Oceana-Direktor Lasse Gustavsson.

Mit den Gesamtfangmengen wird bestimmt, wie viel Fisch von einem bestimmten Bestand von den Anrainerstaaten in einem jeweiligen Jahr aus dem Meer gezogen werden darf. Unter den EU-Staaten werden die Gesamtfangmengen dann in nationalen Quoten verteilt. Über die Ostsee-Quoten hatte sich die EU bereits im Oktober verständigt. SMV

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