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Raus aus Russland

Daily Dope (722) Nach dem jüngsten Bericht über das russische Staatsdoping sagt der Internationale Bob-und-Skeleton-Verband die Weltmeisterschaft in Sotschi ab und wird dafür vom IOC belobigt

US-Rodler und Bobfahrer hatten bereits mit dem Boykott der WM gedroht

Der Internationale Bob-und-Skeleton-Verband (IBSF) schafft es recht selten in die Schlagzeilen. Aber nachdem der Verband am Dienstagabend in Lausanne mitteilte, dass man die Weltmeisterschaft in Sotschi im Februar 2017 absagen werde, ist das Aufsehen groß. Und die Wintersportvereinigung wird insbesondere von Athletenseite mit Lob überschüttet.

Die Entscheidung war eine Reaktion auf den zweiten McLaren-Bericht, der vergangenen Freitag veröffentlicht wurde. In dem von der Welt-Anti-Doping-Agentur beauftragten Report wurde verdeutlicht, welche Ausmaße die staatliche Dopingpolitik in Russland hatte. Zwischen 2011 und 2015 sollen mehr als 1.000 russische Sportler in das Manipulationssysten eingebunden gewesen sein.

Nachdem bereits einzelne US-Rodler und Bobfahrer mit dem Boykott der WM gedroht hatten, folgte nun der Verband und erklärte, dass die Ausrichtung einer Weltmeisterschaft in Sotschi, die auf den Sport fokussiert ist, derzeit nicht möglich sei. Die russische Stadt wird bereits seit dem ersten McLaren-Report eng mit dem russischen Betrugssystem verbunden. Denn dieser legte bereits offen, dass bei den Olympischen Winterspielen 2014 in Sotschi vor Ort Dopingproben manipuliert wurden.

Russland steht mehr denn je am Pranger. Selbst das Internationale Olympische Komitee, das noch von einem Ausschluss Russlands bei den Olympischen Spielen in Rio absah, äußerte sich nun deutlich. Das IOC begrüße die Maßnahme des internationalen Verbandes IBSF, „die voll und ganz mit den Empfehlungen des Olympic Summit und der IOC-Exekutive übereinstimmt“, sagte ein IOC-Sprecher.

Auch Michael Vesper, der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB), lobte die Verlegung der WM als „eine Konsequenz aus den Angriffen auf die Integrität des Weltsports“. Der Dachverband gehe davon aus, „dass auch andere betroffene Weltverbände ihre in Russland geplanten Veranstaltungen überdenken“.

Vom 9. bis 12. März soll ein Biathlon-Weltcup in Tjumen stattfinden, vom 16. bis 19. März treffen sich an selber Stelle die Langläufer zum Weltcup-Finale. Auch das Weltcup-Finale der Eisschnellläufer soll vom 10. bis 12. März in Tscheljabinsk ausgetragen werden.

Die Fußball-WM 2018 in Russland wird wohl kaum infrage gestellt werden. Fifa-Chef Gianni Infantino hatte bereits im September erklärt: „Wir sollten dies eher als Chance sehen und nicht versuchen, negativ zu sein.“

Johannes Kopp

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