Richard Rother über die EU-Sanktionen im VW-Abgasskandal
: So wird die Luft nicht sauber

Gut Ding will Weile haben. Das ist die freundliche Interpretation des Beschlusses der EU-Kommission, wegen der Abgastestmanipulationen bei Dieselautos endlich gegen sieben Mitgliedstaaten vorzugehen. Die weniger freundliche wäre: Das hat viel zu lange gedauert; schließlich hat VW bereits im September vorigen Jahres eingestanden, in den USA bei diesen Tests manipuliert zu haben. Die EU-Kommission nimmt nun explizit den VW-Komplex ins Visier – das ist bitter nötig, aber es ist zu kurz gesprungen.

Denn neben Volkswagen haben sich so gut wie alle anderen Autokonzerne zweifelhafter Methoden bedient, damit ihre Fahrzeuge im Labor die geforderten Grenzwerte einhalten – auf der Straße jedoch teilweise ein Vielfaches der erlaubten Schadstoffemissionen in Kauf nehmend, damit die Autos günstiger produziert oder mit mehr Leistung angeboten werden können. Wozu die mangelnde Kontrolle bei der Typgenehmigung von Autos führen kann, spüren gerade die Bewohner großer französischer Städte. Sie leiden so stark unter Smog, dass die Behörden Fahrverbote verhängen.

Die EU-Kommission sollte daher nicht nur die Praxis der Staaten unter die Lupe nehmen, die Typgenehmigungen für VW-Fahrzeuge ausgestellt haben, sondern auch das Vorgehen weiterer Mitgliedstaaten: Irgendwo müssen die Fahrzeuge von Renault, Fiat, Opel sowie asiatischen Herstellern ja genehmigt worden sein, die bei Tests ebenfalls negativ aufgefallen sind.

Eine lückenlose Aufklärung ist der erste Schritt, solche und ähnliche Skandale künftig zu vermeiden. Dazu gehört ein strenges Zulassungsverfahren, das bei Verstößen mit empfindlichen Sanktionen droht.

Wie das geht, zeigen die USA. Dort gibt es eine sogenannte Feldüberwachung: Fahrzeuge werden nicht nur einmal vor der Typzulassung überprüft, sondern können später zu Kontrollzwecken aus dem Verkehr gezogen werden.

Wirtschaft + Umwelt