Portrait
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Jason Greenblatt, vom Anwalt zum Chefunterhändler der USA Foto: F.: Archiv

Trump-loyal und orthodox

Außenpolitische Erfahrungen hat er nicht. Dennoch hat der designierte US-Präsident Donald Trump den 49-jährigen Jason Greenblatt am Dienstag mit dem Titel „Sonderbeauftragter für internationale Verhandlungen“ ins Weiße Haus berufen. Der Immobilienanwalt dient dem Trump-Unternehmen seit knapp zwei Jahrzehnten als Rechtsbeistand, ist auch im Vorstand. Und seit Sommer dieses Jahres berät Greenblatt Trump zu Israel-Fragen – zusammen mit Anwaltskollegen David Friedman, der inzwischen als US-Botschafter in Israel nominiert ist.

Anders als Friedman hat Greenblatt in der Vergangenheit keine Schlagzeilen als Pro-Israel-Lobbyist gemacht, der in seinen Positionen versucht, Israels Premier Benjamin Netanjahu rechts zu überholen. Greenblatt hat auch keine Veröffentlichungen zu internationaler Politik vorzuweisen. Zusammen mit seiner Ehefrau schreibt er einen Blog über Erziehungsfragen und hat einen Reiseband über Israel veröffentlicht. Dort hat er an einer jüdisch-orthodoxen Universität studiert. Seine Verbindung zu Israel kommt aus dieser Zeit – und aus seinem jüdischen Glauben.

Er bezieht nach eigenen Angaben seine Informationen vor allem von der Israel-Lobby-Organisation AIPAC – und schrieb dann auch gleich die Rede, die Wahlkämpfer Trump dortselbst zu halten hatte. Weitere Veröffentlichung: ein Meinungsbeitrag in der Washington Post, in dem er Trump gegen den Vorwurf des Antisemitismus verteidigte. Der war Trump angesichts der vielen rechtsradikalen Unterstützer im Wahlkampf mehrfach gemacht worden.

Greenblatt ist in einer orthodoxen Familie in New Jersey aufgewachsen. Sein Bruder Joseph, mit dem er 1992 ein gemeinsames Unternehmen gegründet hatte, verbüßt derzeit in New York eine 18-jährige Haftstrafe wegen Betrugs.

Greenblatts Büro im Trump Tower ist nur zwei Türen von Trumps entfernt. Er zeichnet sich durch vollkommene Loyalität aus – eine Eigenschaft, die Trump über alles schätzt. Und er weiß, wie er seinen Chef zu nehmen hat. Passiert etwas Wichtiges, brieft er ihn kurz mündlich. Artikel oder Positionspapiere würde „The Donald“ ohnehin nicht lesen. Bernd Pickert