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Abschied aus Berlin

LOKAL Die „Sächsische Zeitung“ schließt ihr Hauptstadtbüro, um die Ressourcen auf Sachsen zu konzentrieren. Doch Mitarbeiter fürchten weitere Sparmaßnahmen

Mit der Schließung des Berlin-Büros verlieren zwei Redakteure und eine Sekretärin ihre Jobs Foto: Heerde/snapshot

von Anne Fromm

Die Sächsische Zeitung schließt im kommenden Jahr ihr Berliner Büro. Wann genau, sei noch unklar, so Chefredakteur Uwe Vetterick gegenüber der taz. Aus Redaktionskreisen hieß es zuletzt: zum 1. Januar. Die Kollegen in Dresden wurden vor gut drei Wochen über die Entscheidung informiert.

Die Texte aus der Hauptstadt sollen künftig von einem Kooperationspartner kommen, der „inhaltlich handwerklich und menschlich“ zur Zeitung passen müsse, so Vetterick weiter. Gerüchte, die Zeitung würde Texte aus Berlin demnächst von Madsack kaufen, deren Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) mehrere Lokalzeitungen beliefert, bestätigt weder Uwe Vetterick noch Madsack.

Hintergrund der Entscheidung, das Büro zu schließen, seien wirtschaftliche und publizistische Gründe gewesen. In Zeiten knapper werdender Ressourcen habe man sich entschlossen, sich auf Sachsen zu konzentrieren, so Vetterick. Gleichzeitig schafften die Regionalzeitungsketten in Berlin große Büros und Redaktionen, gegen diese Verbünde könne die Sächsische Zeitung allein nicht ankommen. Die Sächsische Zeitung ist noch immer die auflagenstärkste in ihrem Verbreitungsgebiet, dem Großraum Dresden. Im dritten Quartal 2016 wurden von ihr noch täglich rund 217.000 Exemplare verkauft, knapp 4 Prozent weniger als im Vorjahr. Damit liegt sie aber immerhin am unteren Ende der regionalen Tageszeitungen, die alle jährlich zwischen 3 und 12 Prozent Auflage verlieren.

Furcht vor Sparwelle

Mit der Schließung des Berliner Büros verlieren zwei Redakteure und eine Sekretärin der Sächsischen Zeitung ihre bisherigen Jobs. Man sei mit ihnen im Gespräch über ihre Zukunft, so Vetterick. Auf den Fluren in Dresden fürchtet man, dass dies nur der Anfang einer größeren Sparwelle ist, an deren Ende der gesamte überre­gio­nale Mantelteil von einem anderen Verlag zugekauft werden könnte. Uwe Vetterick verneint zwar, dass es solche Pläne gibt. Er sei aber „grundsätzlich offen, über Kooperationen nachzudenken“. Bereits jetzt kooperiert die Sächsische Zeitung mit der in Chemnitz erscheinenden Freien Presse. Die Redaktio­nen haben ihre früheren Ratgeber-Ressorts in einer neuen Redaktionsgesellschaft zusammengeführt.

Die Sächsische Zeitung war bislang eine der wenigen lokalen Zeitungen, die sich noch ein eigenes Berlin-Büro geleistet haben. Viele Zeitungen haben die Berichterstattung aus der hauptstadt ausgelagert, etwa an einen der beiden Großregionalverlage, Madsack (unter anderem Leipziger Volkszeitung, Ostsee-Zeitung, Hannoversche Allgemeine) oder die Funke Mediengruppe (Thüringer Allgemeine, Westdeutsche Allgemeine, Hamburger Abendblatt). Zuletzt gab es Gerüchte, dass auch Dumont überlegt, die Mantelteile für seine Kölner Blätter Stadtanzeiger und Express an Funke oder Madsack auszulagern. Eine Bestätigung von einer der beiden Seiten gab es dafür bislang nicht.

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