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Weinhandlung PabstEine Zeitreise zu Winterweinen

Weinprobe

von

Michael Pöppl

Viel dunkles Holz an den Wänden, die alten Regale bis zur Decke mit Wein und Spirituosen gefüllt: Wenn man das Geschäft betritt, fühlt man sich automatisch um viele Jahrzehnte in die Vergangenheit versetzt. Manche der Einrichtungsgegenstände könnten noch aus der Zeit um 1908 stammen, in der das Wohnhaus in der Suarezstraße entstanden ist. „Von Anfang an wurde in diesen Räumen immer Wein verkauft“, erzählt Inhaber Werner Pabst, „erst war hier die Richtersche Weingroßhandlung, später die Weinhandlung Grünke.“ Er selbst hat den Laden am 1. Oktober 1968 übernommen, das Datum hat er noch genau im Kopf. Eigentlich hatte Pabst eine Konditorausbildung abgeschlossen. „Doch schon damals lief das Geschäft mit Torten nicht mehr gut“, sagt er, „deshalb habe ich mich lieber mit der Weinhandlung selbstständig gemacht.“ Mit dem Metier kannte er sich aus, schon sein Großvater hatte einen Spirituosenladen in der Wilsnacker Straße in Tiergarten.

„Wir waren hier mit die Ersten, die wirklich knochentrockene Weine verkauft haben. Die meisten Leute damals tranken ja lieber das liebliche Zeug mit viel Restsüße.“ Heute hat Pabst vor allem Weine der besseren deutschen Winzer im Angebot, einige davon verkauft er exklusiv in Berlin, dazu kommen Flaschen aus Frankreich, Italien und Spanien in mittlerer und gehobener Preislage. In den Regalen neben der antiken Trompetenuhr stehen aber auch besondere Spirituosen: Cuate Rum aus Barbados, der in Berlin abgefüllt wird, Monkey 47, ein beliebter Gin aus dem Schwarzwald oder edler Nikka Whisky aus Japan.

Die erste Winterempfehlung von Werner Papst für die taz-Leser ist ein Sauvignon Blanc aus Rheinhessen. Die Rebstöcke des Winzerpaares Birgit Zehe-Clauß und Marus Clauß wachsen auf tiefen Lehmlöss-Böden mit Kalksteinuntergrund, die Bewirtschaftung erfolgt auf nachhaltigen Prinzipien. Wichtige Grundlage für die feinen Weine, bevor sie behutsam nach traditionellen Methoden im Keller ausgebaut werden. Der Sauvignon Blanc aus der „Edition MC“ ist ein feiner Wein für jeden Tag, im Glas duftet er nach einer Mischung aus exotischer Mango und erdiger Birne, an der Zungenspitze entwickelte er eine frische Säure, die an Stachelbeere und grünen Apfel erinnert. Schöne mineralische Noten sorgen für einen ausgewogenen und harmonischen Geschmack. Ideal zu eingelegtem Gemüse, Fisch oder auch einfach als Erinnerung an schöne Spätsommertage.

Ein ganz besonderer Tipp des Weinpabstes ist der Spätburgunder 2011 vom Weingut P. im Breisgau, den er exklusiv in Berlin verkauft. Der „Garagenwinzer“ Maximilian Schächtele hat die Kalksteinböden des Tuniberg mit den hohen Löss- und Lehmauflagen dafür entdeckt, um darauf außergewöhnliche Pinots zu produzieren, keine typische badische Traube. Die Weine werden handverlesen und in kleinen Mengen geerntet, das kleine exquisite Weingut baut zwar nach biologischen Prinzipien an, hat sich aber noch nicht zertifizieren lassen. Pabst schwärmt vom roten Spitzenwein aus Pinot Noir, von dem nur etwa 2.500 Flaschen im Umlauf sind: „Damit möchte man sich am liebsten in die Ecke setzten und ihn ganz genüsslich alleine austrinken.“ Er hat recht, der badische Spätburgunder kann mit französischen Burgundern locker mithalten, die oft das Doppelte oder Dreifache kosten, ein herrlicher Winterwein mit dem Duft von Schattenmorellen, auf der Zunge samtig weich, dazu eine leichte Mandelnote. Ein besonderer Wein, den man sich auch gerne selbst zu Weihnachten schenken kann.

Weinhandlung Pabst: Suarezstr. 7, 14059 Berlin, Tel. (0 30)3 21 45 03, Mo.–Fr. 10.30–13 Uhr, 15–18.30 Uhr, Sa. 10.30–13.30 Uhr

Angebot für taz-Leser: Beim Kauf von zwölf Flaschen 2014er „Sauvignon Blanc Edition MC“ vom Weingut Zehe-Clauß (0,75l für 7,95 Euro) oder dem 2011er „Spätburgunder“ vom Weingut P. am Tuniberg (0,75l für 19,95 Euro) erhalten Sie eine 13. Flasche gratis dazu

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