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Archiv-Artikel

Gefangene müssen drinnen bleiben

VOLLZUG In der JVA Lübeck gibt es zu wenig Vollzugsbeamte, klagen Anstaltsleiter und Polizeigewerkschaft. Die Häftlinge bekommen das zu spüren: Sie kommen weniger aus ihren Zellen heraus, als ihnen zusteht

Von KLU
Die Gefangenen müssten häufig in ihren Zellen bleiben, kritisiert der Anstaltsleiter

Das Gefängnis in Lübeck hat nicht genug Personal, um Häftlingen die Bewegungsfreiheit zu geben, die ihnen zusteht. Vor allem an Wochenenden müssten sie häufig in ihren Zellen bleiben, weil nicht genug Aufseher vor Ort seien, kritisiert Anstaltsleiter Peter Brandewiede. Sobald Beamte fehlten – etwa weil sie Häftlinge zum Arzt begleiteten – müssten die Insassen ganzer Häuser in ihren Zellen bleiben.

Nachdem ein Sicherungsverwahrter versucht hatte, eine Beamtin als Geisel zu nehmen, machte die Polizeigewerkschaft Anfang der Woche auf die dünne Personaldecke aufmerksam. Sie sei ein Risiko für Gefängnisangestellte. Mitgefangene und Beamte hatten den Mann schließlich überwältigt.

„Für Sicherheit brauchen wir eine starke Präsenz“, sagt Polizeigewerkschafter Olaf Müller. Auf rund 570 Gefangene kommen in Lübeck nur etwa 230 uniformierte Beamte. Diese künftig mit Waffen wie Pfefferspray auszustatten, ist weder für Gefängnisleiter Brandewiede noch für die Gewerkschaft eine Alternative. Denn Waffen könnten immer auch gegen ihre Träger eingesetzt werden.

Seit rund fünf Jahren werde Gefangenen immer öfter verwehrt, sich miteinander zu treffen, Sport zu treiben oder gemeinsam zu kochen, sagt Brandewiede – in den letzten Monaten fast an jedem zweiten Wochenende. Dabei dienten solche Angebote der Resozialisierung. Ohne sie werde „der Frust bei den Gefangenen größer“ und damit auch die Aggressivität.

Lübecker Strafgefangene haben sich im vergangenen Jahr immer wieder mit Petitionen an den schleswig-holsteinischen Landtag gewandt. Bereits Ende 2011 beklagte etwa ein Häftling, dass er nicht – wie üblich – mit Beamten das Haus verlassen dürfe. Als Grund habe man ihm Personalmangel genannt. Justizministerin Anke Spoorendonk (SSW) kündigte nach dem jüngsten Überfall an, Abläufe, Personalsituation und Sicherheitsvorkehrungen „kritisch auf den Prüfstand zu stellen“.  KLU