Bert Schulz wirft einen Blick in die Höhle der Eisbären (und zwar der echten)
: Ach, wie anrührend!

Eisbärin Aika (†, schnief) Foto: Tierpark Berlin

Im Journalismus gilt die Regel: „Kinder und Tiere gehen immer!“ Und selbst wenn so mancher Leser stöhnt, was denn so ein Kitsch-Lokalpostillen-Herzschmerz-Thema im vermeintlich harten Politikblatt soll: Gelesen werden diese Texte sehr gern. Also los.

20 Tage nach der Geburt des Eisbärennachwuchses wagen die Tierpfleger einen ersten Blick in die Wurfhöhle. Ganz vorsichtig steckt der erfahrene Eisbären-Pfleger Detlef Balkow (61) den Schlüssel ins Schloss des Eisbärenstalles. Barbara Lächert (54) schaut parallel auf den Überwachungsmonitor. Da Eisbärenmutter Tonja sehr entspannt auf die vertrauten Geräusche an der Tür reagiert und gelassen liegen bleibt, gibt Frau Lächert das Signal zum Betreten des Stalles. Herr Balkow überprüft beide Eisbärenställe und will sowohl Eisbärenmutter Tonja als auch der im Nachbarstall lebenden Eisbärin Aika Möhren und Äpfel anbieten. Die gute Nachricht: Eisbärenmutter Tonja und ihr Nachwuchs sind wohlauf!

Sind Sie noch dran? Dachten wir uns. Es geht schließlich um niemand Geringeren als den potenziellen Nachfolger von Knut. Der 2011 verstorbene Knuddelbär, der eine weltweite Karriere als Baby- und Kinderstar gemacht hat, könnte einen Nachfolger kriegen. Nur nicht im Zoo, sondern im Tierpark im Osten. Vor drei Wochen hat eine Eisbärin dort zwei Junge geboren, verborgen vor der Öffentlichkeit in ihrer Wurfhöhle. Eines ist schnell verschwunden: Beim Tierpark vermutet man, dass es starb und die Mutter aus hygienischen Gründen den Leichnam aufgefressen hat. Vom zweiten gibt es gute Nachrichten, wie diese Originalpressemeldung aus dem Tierpark gezeigt hat.

Das allein würde schon reichen für eine anrührende Tiergeschichte. Aber es geht noch weiter.

Doch Detlef Balkow macht gleichzeitig auch eine traurige Entdeckung: Aika, die älteste Eisbärin der Welt, ist verstorben. […] Zoo- und Tierparkdirektor Dr. Andreas Knieriem verweist auf das Leben und Sterben als Teil des natürlichen Kreislaufes – auch in einer zoologischen Einrichtung: „Gern hätten wir morgen auch noch ihren 36. Geburtstag gefeiert, doch alles jenseits der 30 Jahre ist ein stattliches Alter für Bären. Vielleicht hat Aika gespürt, dass neben ihr ein neues Leben entsteht, und sich jetzt verabschiedet.“

Jetzt würden Sie sicher gern noch ein Bild des Youngster sehen. Es gibt auch welche, nur ist die Qualität recht schlecht, man erkennt kaum etwas. Aber wissen Sie was? Wir bleiben dran!