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Vorreiter eines progressiven Männerlebens?

Vätermonate In den Bundesländern, wo die meisten Väter Elterngeld beziehen, bleiben sie auch am kürzesten zu Hause

Schlusslichter sind das Saarland mit 23 Prozent und der Stadtstaat Bremen mit 25 Prozent Vätern in Elternzeit

BERLIN taz | Einst wurden sie als „Wickelvolontariat“ verunglimpft – jetzt nehmen immer mehr Männer die sogenannten Vätermonate in Anspruch. Rund 34 Prozent der Männer, die 2014 Väter wurden, blieben laut Statistischem Bundesamt eine Zeit lang mit ihren kleinen Kindern zu Hause und bekamen dafür Elterngeld. Das beträgt 67 Prozent des vorherigen Lohns, mindestens 300 Euro, höchstens 1.800 Euro monatlich. 2006, kurz bevor Elterngeld und Vätermonate eingeführt wurden, nahmen lediglich 3,5 Prozent der Väter das damalige Erziehungsgeld in Anspruch.

Es gibt starke regionale Unterschiede, hat die Statistikbehörde herausgefunden: Im Osten und im Süden der Bundesrepublik nehmen vergleichsweise viele Väter für ihre Kinder eine Auszeit vom Job. Ganz vorn liegt Sachsen mit 44 Prozent aller Väter in Elternzeit, gefolgt von Bayern (42 Prozent), Thüringen (40 Prozent) und Baden-Württemberg (39 Prozent). Schlusslichter sind das Saarland mit 23 Prozent und der Stadtstaat Bremen mit 25 Prozent Vätern in Elternzeit.

In Jena, der zweitgrößten Stadt Thüringens, gibt es mit rund 58 Prozent die meisten „aktiven“ Väter. Damit löste Jena den bayerischen Landkreis Main-Spessart ab, der bislang das Landkreisranking anführte. Schlusslicht ist Gelsenkirchen im Ruhrgebiet, wo nur etwa 14 Prozent der Männer für einige Monate vor allem für ihre Familie da sind.

Sind Väter im Osten und insbesondere die in Jena Vorreiter eines progressiven Männerlebens? Jein. Betrachtet man die Länge der Elternzeit, die Väter in Anspruch nehmen, entsteht ein anderes Bild. Just in den Bundesländern mit den meisten männlichen Elterngeldbeziehern nehmen diese nur die üblichen zwei Vätermonate in Anspruch, immerhin über 80 Prozent von ihnen. In Bremen indes, wo weniger als anderswo Väter eine Jobauszeit nehmen, blieben diese etwa ein Jahr mit ihren Kindern zu Hause.Simone Schmollack

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