: Der doppelte Rettig
Nachfolge Nach der Entlassung von Thomas Meggle wird Andreas Rettig der starke Mann beim FC St. Pauli. Meggle stolperte über seine Unerfahrenheit
Zwei Personalien gab es zu verkünden, am Tag eins nach Thomas Meggle: Geschäftsführer Andreas Rettig wird bis zum Saisonende in Doppelfunktion auch die Aufgaben des gefeue rten Sportchefs übernehmen. Zudem verstärkt VfB-Stuttgart-Scout Olaf Janßen als Co-Trainer das Übungsleiterteam. „Mit frischem Wind und neuen Gesichtern“ will Präsident Oke Göttlich den FC St. Pauli aus dem Zweitliga-Keller führen.
Zu den Beweggründen der Trennung von Meggle äußerte sich Göttlich erneut wenig konkret: Die „Lösungsansätze“ für eine Beendung der sportlichen Krise seien verschieden gewesen: „Das passte auf verschiedenen Ebenen nicht mehr.“ Dass Trainer Ewald Lienen Meggles Entlassung betrieben hätte, dementierte Göttlich energisch: „Ewald hat keinen Machtkampf geführt und somit auch keinen Machtkampf gewonnen.“
Das Präsidium traute Meggle, der 2014 ohne große Vorerfahrungen das Amt des Sportchefs übernommen hatte, in der aktuellen Krise nicht das Standing und die Autorität zu, den Karren aus dem Dreck zu ziehen. Meggles großer Respekt etwa vor dem sehr erfahrenen Trainer Lienen, aber auch bestimmte von ihm getätigte Neuverpflichtungen, die nicht auf Anhieb einschlugen, standen im Zentrum der internen Debatte.
Das Präsidium sah schließlich in Rettig, der schon in Freiburg, Köln und Augsburg als Manager gearbeitet hat, den erfahreneren und besser vernetzten Mann für die sportliche Leitung angesichts der sportlichen Krise. Auch der Aufsichtsrat stimmte am Montag nach intensiven Gesprächen der Freistellung Meggles mehrheitlich zu.
In der Fangemeinde führte die Entlassung zu heftigen Debatten: Viele Fans machen Meggles Kaderplanung für den sportlichen Misserfolg verantwortlich. Andere halten Lienen nicht mehr für den richtigen Trainer. Marco Carini
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen