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Was zum Vorglühen

WegmarkeIn Liedern besungen, eine ganz besondere Berliner Befindlichkeit: Wer noch schnell was kaufen will, kommt in der Stadt am Späti nicht vorbei

Ein Leuchten in der Nacht: Spätkauf in Berlin Foto: Tobias Seeliger/snapshot photography

Wenn die Sonne fehlt, wenn der Regen läuft

Wenn die Unterschicht das Kindergeld versäuft

Wenn die Hunde wachen, ihre Haufen machen

Ja, dann sind wir wieder in Berlin.

Wenn die Fahrradfahrer uns vom Bordstein fegen

Die Verrückten in der U-Bahn wieder laut mit sich selber reden

Wenn die Stressercliquen dann ihr Zeug verticken

Ja, dann sind wir wieder in Berlin.

Wenn die Autofahrer kurz am Amok streifen

Und die Hostelhorden durch die Straßen geifern

Wenn die Gullis stinken und die Pärchen winken

Ja, dann sind wir wieder in Berlin.

Wenn die Freiberufler die Cafés besetzen

Und die Laptopposer sich auf’s Neue vernetzen

Mit den Kreativen und den ganz Naiven

Ja, dann sind wir sicher in Berlin.

Wenn die Parkausflügler dann die Schwäne füttern

Und die Allerblödsten es gleich weiter twittern

Wenn wir zum Vorglühen durch die Spätis ziehen

Ja, dann sind wir alle in Berlin.

Wenn die Ökoeltern sich zum Brunchen treffen

Und die Arschlochkinder durch die Cafés kläffen

Wenn der Service hinkt und’s nach Babykotze stinkt

Ja, dann sind wir wieder in Berlin.

Wenn die Technoleichen zur Afterhour schleichen

Und nur die Halbverstrahlten Contenance behalten

Wenn die Druffis taumeln und die Durchis jaulen

Ja, dann sind wir wieder in Berlin.

So singt es Christiane Rösinger in ihrem „Berlin“-Lied auf dem Album „Songs Of L. And Hate“ (im Februar erscheint übrigens ihre neue Platte: „Lieder ohne Leiden“). Und in dem Lied soll mal vor allem die eine Zeile interessieren: „Wenn wir zum Vorglühen durch die Spätis ziehen“. Die Spätis. Schon ein besonderes Schmiermittel, damit die Stadt auch wirklich rundläuft. Was da so passiert? Wir haben uns im Späti umgeschaut.

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