: Rummenigge kann wieder lachen
Spitzenmannschaft Mit einem souveränen 2:0-Heimsieg über Mönchengladbach beweist Bayern München seine Hegemonie. Für die Borussia war das Ligaspiel wie ein erneuter Auftritt in der Champions League
Aus München Maik Rosner
Es kommt beim Vorstandsvorsitzenden des FC Bayern ja nicht ganz so häufig vor, dass er nach einem Spiel mit launigen Sprüchen auffällt. Nach dem 2:0 über Borussia Mönchengladbach aber lächelte Karl-Heinz Rummenigge vergnügt und scherzte sogar über den kuriosen Selfie-Jubel von Douglas Costa. „Ja, Gott“, hob er an, „das gab’s zu meiner Zeit nicht, sonst hätten wir es vielleicht auch schon gemacht.“ Ein bisschen befremdlich fand er die Aktion aber schon, nachdem der Brasilianer sein Tor mit einem Selbstbildnis am Tribünenrand gefeiert hatte. „Ich warte noch darauf, dass einer während des Spiels bei Facebook tickert“, sagte Rummenigge. Gemeint war wohl: postet.
Rummenigges Nachsicht stand in scharfem Kontrast zu jenen Worten, die er zuletzt nach dem 2:2 bei Eintracht Frankfurt gewählt hatte, als er die Mannschaft für eine Leistung gemaßregelt hatte, die des FC Bayern nicht würdig gewesen sei.
Am Samstag beendeten die Bayern nicht nur die Serie von zuletzt vier sieglosen Spielen gegen die Gladbacher Borussia, sondern auch die jüngste Form- und Ergebnisdelle, die in der Bundesliga auch ein 1:1 gegen den 1. FC Köln hervorgebracht hatte. Diesmal aber stand ein dreifacher Punktgewinn zu keiner Zeit in Frage. Nicht nur, weil der FC Bayern durch die Tore von Arturo Vidal (16.) und Costa (31.) rasch für klare Verhältnisse gesorgt hatte. Sondern auch und vor allem, weil den Münchnern ein weitgehend souveräner Auftritt gelungen war.
Das mussten auch die Gladbacher anerkennen, die diesmal mit nur zwei nennenswerten Chancen weit entfernt davon waren, für eine Überraschung zu sorgen. „Bayern hat das Spiel klar dominiert. Wir waren physisch und gedanklich nicht in der Lage, Paroli zu bieten“, sagte Trainer André Schubert. „Wir waren zwar die ganze Zeit dabei, kamen aber nie so richtig rein“, befand Mittelfeldspieler Christoph Kramer. Es ließ sich eine Rückkehr zu jener Dominanz feststellen, mit der die Münchner in den vergangenen drei Spielzeiten aufgetreten waren – sowohl unter Pep Guardiola als auch unter Carlo Ancelotti in der Frühphase der Saison. Am Ende stand nun trotz kleiner Makel in der zweiten Halbzeit wie Hahns Pfostenschuss (71.) ein ungefährdeter Sieg, der die jüngste Debatte um die Verwundbarkeit des Meisters drei Tage nach dem noch nicht so überzeugenden 4:1 in der Champions League gegen die PSV Eindhoven weiter beruhigte.
Aus Sicht der Borussia war die erste Niederlage für Schubert gegen den FC Bayern auch ein Beleg der sehr unterschiedlichen Voraussetzungen. Die Münchner konnten es sich leisten, ihre Rotation fortzusetzen und neben den ganz geschonten Philipp Lahm und Jérôme Boateng nur in Teilzeit auf Thomas Müller und Joshua Kimmich zurückzugreifen. Gleich sechs verletzungsbedingte Absenzen musste Ancelottis Kollege Schubert dagegen versuchen aufzufangen. Es sollte nicht gelingen, anders als noch beim 2:0-Sieg bei Celtic Glasgow in der Champions League am Mittwoch. Da passte es ins Bild, dass Müller später von einem „unserer souveräneren Spiele in den letzten Wochen“ sprach. Und ebenso, dass Mönchengladbachs Sportdirektor Max Eberl über die Reisen nach Glasgow und München sagte: „Wir haben noch nicht das Niveau, zwei Mal hintereinander Champions League zu spielen.“ Das Ligaspiel beim FC Bayern entsprach für ihn einem Auftritt in Europas Eliteliga. Auch das Pokalspiel gegen den VfB Stuttgart am Dienstag sei eigentlich kein Vergleich zwischen einem Erst- und einem Zweitligisten, da die Schwaben höher einzustufen seien, befand Eberl.
Rummenigge hat auf derartige Interpretationen vor der Pokalaufgabe des FC Bayern am Mittwoch gegen den FC Augsburg verzichtet. Er gab schlicht in Auftrag, einfach so weiterzumachen wie gegen Gladbach. „Es liegt exklusiv an der Mannschaft“, sagte Rummenigge, „wir haben eine so hohe Qualität, wenn die abgerufen wird, dann wird's schwer, gegen Bayern München zu gewinnen.“ Man müsse nur hin und wieder daran erinnern.
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