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heute in bremen„Zielgruppe wandert ab“

Vortrag Zentrum für Medienforschung diskutiert über Medienwandel und jungen Journalismus

Stefanie Averbeck-Lietz

49,ist Professorin für Kommunikations- und Medienwissenschaft - Schwerpunkt Medienwandel - an der Universität Bremen.

taz: Frau Averbeck-Lietz, wie lange wird es das klassische Fernsehen noch geben?

Stefanie Averbeck-Lietz: Ja, noch lange. Zumindest ist das meine persönliche Einschätzung, und die Daten der Onlinestudie von ARD und ZDF bestätigen mich darin.

Warum?

Im Durchschnitt schauen die Deutschen 245 Minuten am Tag fern. Im Vergleich dazu sind es nur etwa zwei Stunden bei den 14- bis 29-Jährigen. Das heißt nicht zwangsweise, dass das TV-Programm auch aktiv verfolgt wird. Das Phänomen des „Second Screens“ etwa, also dass gleichzeitig am Smartphone gesurft wird, ist weit verbreitet.

Jugendliche finden die Öffentlich-Rechtlichen eher uncool, oder?

Junge Menschen schauen gerne Comedy-Sendungen und Sitcoms. Sowas haben ARD und ZDF nicht sehr prominent im Angebot. Und der Kika erreicht nur sehr junge Zielgruppen. Ältere Zielgruppen, etwa junge Erwachsene, werden so nicht erreicht und wandern ab.

Gibt es Pläne, dies zu ändern?

Die Öffentlich-Rechtlichen haben kürzlich ein Jugendangebot mit dem Namen „Funk“ gestartet. Dieses Netzwerk integriert diverse neue Formate unter einem Dach und nutzt dafür Kanäle wie Youtube. Die Jungen sollen dort erreicht werden, wo sie sich sowieso schon befinden. Es gibt auch eine eigene App. Das ist kein klassisches Fernsehen. ARD und ZDF finanzieren diese Formate über die Plattform, stehen selbst aber im Hintergrund.

Ist das eine Art Kapitulation?

Das kommt auf die Perspektive an. ARD und ZDF kommen ihrer gesellschaftlichen Aufgabe nach, alle Bevölkerungsteile zu erreichen. Allerdings wird bereits diskutiert, ob dies die Jugendlichen noch weiter von den Öffentlich-Rechtlichen entfremdet. Ich selbst finde es ungewöhnlich, dass die „Marke“ ARD/ZDF so sehr in den Hintergrund gerückt wird. Über Logos sind sie nicht erkennbar.

Wo sehen Sie Probleme?

Es bestehen offenbar wenig direkte Möglichkeiten, die Kommentare auf Youtube oder Facebook zu moderieren. Diese brauchen die Öffentlich-Rechtlichen, da sie für die Videos verantwortlich sind. So dauert es teilweise eine ganze Woche, bis rassistische oder anderweitig problematische Nutzerkommentare gelöscht werden. Das war jedenfalls mein Eindruck in der letzten Woche. Da würde ich mir ein schnelleres Vorgehen wünschen. Interview: Lukas Thöle

Vortrag und Diskussion: 11 Uhr, Haus der Wissenschaft

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