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Mehr Personal und Geld für die Kleinen gefordert

Studie Zu wenig Personal, zu viele Überstunden. Aktionsbündnis sorgt sich um Kitas im Norden

„Wie lange können Kitas durchhalten?“

Markus Potten, Aktionsbündnis „Unsere Kinder – unsere Zukunft“

Mangel an Fachpersonal macht vielen Kindergärten und Krippen in Schleswig-Holstein zu schaffen. Deshalb verlangen Wohlfahrtsverbände, Gewerkschaften sowie Eltern- und Kirchenvertreter mehr Geld und Fachkräfte für die Kitas. „Wir sehen akuten Handlungsbedarf“, sagte der Sprecher des Aktionsbündnisses „Unsere Kinder – unsere Zukunft“, Markus Potten.

Das Bündnis sieht sich in seinen Forderungen von einer Studie bestätigt, in der Angaben von mehr als 700 freien, nicht kommunalen Kitas ausgewertet wurden. Demnach sind in jeder fünften Kita nicht alle Fachkräfte-Stellen besetzt. Die regionalen Unterschiede sind groß: Die Kitas in Flensburg meldeten eine 100-Prozent-Besetzung, während Pinneberg nur auf 57 Prozent kommt. 44 Prozent der an der Studien beteiligten Kitas im Land gaben an, sie könnten nicht auf Vertretungskräfte zurückgreifen. Fachkräfte fallen durchschnittlich an 17 Tagen wegen Krankheit aus. Experten setzen 13 Tage als normal an.

Der Studie zufolge haben 23 Prozent der Kitas aus Personalnot schon einmal Gruppen geschlossen. Fast 75 Prozent hätten das eigentlich tun müssen, schlugen sich aber mit Notplänen durch. „Wie lange können die Kitas das noch durchhalten?“, fragte Potten. Das von Experten empfohlene Verhältnis zwischen Fachkräften und Kindern werde im Norden deutlich verfehlt, sagte die Autorin der Studie, Petra Strehmel, von der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg. Sie sieht Schleswig-Holstein bei der Personalausstattung der Kitas in Deutschland im Mittelfeld.

Die Qualität in den Kitas sei trotz des hohen Einsatzes der Mitarbeiter gesunken, sagte der Landesvorstandschef des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, Günter Ernst-Basten. „Wir brauchen eine grundlegende Reform der Kita-Finanzierung im Land.“ Ernst-Basten plädierte angesichts des anhaltenden politischen Streits für einen „Kita-Frieden“.

Das Aktionsbündnis fordert ein geschlossenes Finanzierungskonzept für die Kitas, die bisher chronisch unterfinanziert seien. (dpa)

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