Ohne Schummeln wäre Beitrag niedriger

Gesundheit Krankenkassen mogeln bei der Abrechnung, gibt der Chef der Techniker Krankenkasse zu

BERLIN dpa | Gesetzliche Krankenkassen schummeln nach Darstellung der Techniker Krankenkasse (TK) im großen Stil bei der Abrechnung von Leistungen. Ihr Vorstandsvorsitzender Jens Baas räumte gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung ein: „Es ist ein Wettbewerb zwischen den Kassen darüber entstanden, wer es schafft, die Ärzte dazu zu bringen, für die Patienten möglichst viele Diagnosen zu dokumentieren.“ Dann gebe es mehr Geld aus dem Risikostrukturausgleich.

„Die Kassen bezahlen zum Beispiel Prämien von zehn Euro je Fall für Ärzte, wenn sie den Patienten auf dem Papier kränker machen.“ Es gebe sogar Verträge mit Ärztevereinigungen, die mehr und schwerwiegendere Diagnosen zum Ziel hätten. Die Kassen ließen sich zudem in dieser Richtung von Unternehmensberatern beraten, erläuterte Baas.

Für all das hätten die Kassen seit 2014 eine Milliarde Euro ausgegeben, die für die Behandlung der Patienten fehle, sagte der Chef der größten deutschen gesetzlichen Krankenkasse. Ohne die Manipulationen könnte der Beitragssatz der TK 0,3 Prozentpunkte niedriger liegen.

Der Risikostrukturausgleich (RSA) weist einer Kasse je nach Schwere der Erkrankung der Versicherten Geld aus dem Gesundheitsfonds zu. „Ich möchte, dass das System manipulationsresistent gemacht wird“, sagte Vorstandsvorsitzender Baas zur Begründung dafür, dass er die Schummeleien seiner und der anderen Kassen öffentlich macht.