: Synergien
Türkeikritik Can Dündar und Correctiv planen gemeinsames Medium
Der ehemalige Chefredakteur der türkischen Zeitung Cumhuriyet und Erdoğan-Kritiker Can Dündar plant zusammen mit dem gemeinnützigen Recherche-Büro Correctiv, ein türkischsprachiges Medium aufzubauen. Am Samstag hat das Team eine Webseite veröffentlicht. Noch wissen Dündar und Correctiv nicht, wie ihr „Recherchezentrum“ aussehen soll – welche Verbreitungswege, Formate und Redakteure. Nur so viel sei klar: Es soll möglichst noch dieses Jahr losgehen, so Correctiv-Gründer David Schraven. Seit gut eineinhalb Jahren plane die Correctiv-Redaktion ein türkisches Medium. Bisher habe sie in der Türkei keine geeigneten Partner gefunden. Das hat sich nach dem Putschversuch im Juli geändert: Auch durch Dündars Kontakte ist die Correctiv-Redaktion nun im Gespräch mit Journalisten aus der Türkei. Die meisten Berichte sollen auf Türkisch sein.
Can Dündar hat die Nachricht in der vergangenen Woche in türkischen Medien verbreitet. „Viele Journalisten sind arbeitslos, viele Kollegen wurden rausgeschmissen“, sagt er in einem YouTube-Video am Mittwoch. „Deswegen ist es mein Ziel, hier das zu versuchen, was uns in der Türkei nicht gelungen ist, weil uns dort die Hände und Füße gebunden sind.“ Der taz wollte Dündar noch nichts Konkreteres sagen, auch um seine Frau nicht zu gefährden. Die türkischen Behörden haben im September ihren Pass eingezogen, sodass sie das Land nicht verlassen kann.
Seit dem Putschversuch stehen türkische Medien stärker unter Druck. Erst vergangene Woche hatten die türkischen Behörden zwölf Fernseh- und elf Radiosendern wegen angeblicher Gefährdung der nationalen Sicherheit die Sendeerlaubnis entzogen. Laut der Europäischen Journalisten Föderation sitzen derzeit 97 Journalisten im Gefängnis. Dündar selbst ist zu einer knapp sechsjährigen Haftstrafe verurteilt worden, weil er über türkische Waffenlieferungen an Islamisten in Syrien berichtet hatte. Anne Fromm
Ali Celikkan
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