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Kurze Atempause für die Natur

ARTENSCHUTZ Die Cites-Konferenz stellt seltene Hölzer, Affen, Elefanten und Schuppentiere unter besseren Schutz. Aber es bleiben Lücken, etwa bei Reptilien

Da grinst der Dickhäuter: Zumindest auf dem Papier gibt es für den Elefanten Hoffnung Foto: Stephen Morrison/dpa

Von M. Sehl und B. Pötter

BERLIN taz | Den größten Fortschritt gab es bei einem unspektakulären Thema: Der Handel mit allen etwa 300 Arten von Palisanderhölzern soll künftig reglementiert werden, entschieden die 182 Staaten auf der Cites-Artenschutzkonferenz in Johannesburg, die noch bis Mittwoch andauert. Damit soll verhindert werden, dass weiterhin die Regenwälder und Savannen für die wertvollen Hölzer geplündert werden. Deren Schwarzmarktwert ist nach UN-Angaben höher als der von illegalem Elfenbein, Nashörnern und Löwenknochen zusammen.

Aber auch das Schuppentier, das weltweit am häufigsten Opfer von Schmugglern wird, profitiert: Von der Art mit tannenzapfenartigen Schuppen wurden allein im letzten Jahrzehnt schätzungsweise eine Million Exemplare getötet, weil sie als Delikatesse gelten. Ihr Export ist nun nur mit Anmeldung legal. Strengere Regeln gibt es für Berberaffen und Wanderfalken. Auch wild lebende Löwen sollen besser geschützt werden, indem ihre Knochen vom Handel ausgenommen werden. Verboten sind in Zukunft auch Kauf und Verkauf von Graupapageien aus der Wildnis. Weil sie sehr schnell „sprechen“ lernen, sind sie auch in deutschen Wohnzimmern sehr beliebt.

Über den größten politischen Erfolg freuten sich Tierschützer beim Elfenbein: Alle Staaten erklärten, nach dem Verbot des internationalen Handels wollten sie nun auch ihre nationalen Märkte für das Material schließen. Anders, als einige afrikanische Länder planten, wird der Handel auch nicht teilweise erlaubt. Und die Staaten sollen in nationalen Aktionsplänen gegen Korruption und Wilderei vorgehen. Damit soll der Markt für Wilderei nach Elefanten-Stoßzähnen ausgetrocknet werden. Für Arnulf Köhncke vom WWF ist das Treffen in Johannesburg eine „erfolgreiche Konferenz. Viele Staaten sehen inzwischen ein, dass Artenschutz auch in ihrem eigenen Interesse liegt. Und beim Kampf gegen die Wilderei trägt unsere Arbeit Früchte, das Thema sehr hoch politisch aufzuhängen.“

Allerdings hat das Cites-Abkommen weitere blinde Flecken. Sie zeigen sich ausgerechnet bei den kleinsten Exemplaren der Tierwelt. „Besonders beliebt sind bei Schmugglern seltene Kröten, Echsen und Frösche“, sagt Sandra Altherr von der Artenschutzorganisation Pro Wildlife. Es drohe nur minimales Risiko bei maximalem Gewinn. „Sind die gestohlenen Tiere einmal außer Landes geschmuggelt, dürfen sie legal im Internet und auf Tierbörsen als Heimtiere verkauft werden, so Altherr. „Wir beobachten seit den 90er Jahren einen richtigen Reptilienboom“, sagt ihre Kollegin Annette Sperrfechter von Pro Wildlife.

„Viele Staaten sehen inzwischen, dass Artenschutz in ihrem Interesse liegt“

Arnulf Köhncke, WWF

Für Hunderte bis Tausende Reptilienarten greife der Schutzschirm von Cites nicht. Sie sind dort nicht gelistet. „Zum einen handelt es sich um neu entdeckte Arten“, sagt Annette Sperrfechter, „zum anderen war diese Gesetzeslücke bis vor Kurzem einfach nicht bekannt.“ Cites sei zwar wirksam, aber reagiere auf neue Gefahren träge. Bis auf der Konferenz ein Antrag zum Schutz einer Art eingebracht werden kann, brauche es eine Vorlaufzeit von etwa drei Jahren. „Deshalb benötigen wir einen effektiven Schutz am Absatzmarkt in Europa.“

Vorbild könnten die USA sein. Der „Lacey Act“ macht Handel und Besitz von Wildtieren und Pflanzen strafbar, wenn die Art in ihrem Heimatland rechtlich geschützt ist. Mitte September hat das EU-Parlament eine Resolution verabschiedet, die auf ein ähnliches Gesetz drängt.

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