: Wo Udo, Olli und Otto sich trafen
Jazzclub Wie wichtig eine einzige Kneipe für Prominente wie Udo Lindenberg, Otto Waalkes und Olli Dittrich war, dokumentiert der Film „Die Höhle von Eppendorf – Das legendäre Onkel Pö“ von Oliver Schwabe. Auf dem Filmfest Hamburg hat er Premiere
Manchmal spielen Clubs Musik nicht nur, sie wird auch dort gemacht. Ohne das Birdland und das Village Vanguard in New York hätte der moderne Jazz in den USA sich anders entwickelt und ob es die Hamburger Szene in den 70er-Jahren ohne das „Onkel Pö“ überhaupt gegeben hätte, kann bezweifelt werden. Wie wichtig der Club, in den gerade mal 150 Gäste passten, für spätere Stars wie Udo Lindenberg, Otto Waalkes und Olli Dittrich war, macht Oliver Schwabe in seiner Dokumentation über die Kneipe deutlich.
Udo und Otto feilten dort in den frühen 70er-Jahren regelmäßig an Auftritt und Stil. In einem Konzertausschnitt von 1975 sieht man die beiden sogar zusammen auf der Bühne. Lindenberg singt dabei hinter seinem Schlagzeug und Otto spielt dazu passend zum Song den „Gerhard Gösebrecht aus dem 13. Sonnensystem“.
Den noch sehr jungen Olli Dittrich nahm im Pö der Waschbrettspieler der Skifflegruppe „Leinemann“ unter seine Fittiche. Dort erfuhr der spätere Komiker auf der Bühne, dass seine Ansagen auf mehr Begeisterung stießen als seine Musik. Die drei erzählen in dem Film ausführlich von ihren engen Verbindungen zu „Onkel Pö’s Carnegie Hall“ und Otto zieht dabei dieses eine Mal keine Show als blödelnder Zappelphilipp ab. Durch Udos Liedzeile „Im Onkel Pö spielt ’ne Renterband, seit 20 Jahren Dixieland“ wurde die Kneipe dann ja auch berühmt. Den Text hat Lindenberg damals im „Pö“ auf einem Bierdeckel gedichtet und er erzählt immer noch stolz, dass er dafür dort dann „lebenslang frei saufen“ durfte.
Oliver Schwabe hat die für das „Pö“ wichtigen Kneipiers, Kneipengänger und Künstler befragt und alle erzählen sie schöne Schoten darüber, wie es zuging, damals im „Pö“. Für ein Interview mit Al Jarreau fuhr er extra in die USA, denn dessen erster internationaler Auftritt war im Pö, und so erfolgreich, dass er als der eigentliche Beginn seiner Karriere gilt.
Die verschiedenen Betreiber erzählen, wie sich das Pö über die Jahre wandelte. Wie es nach Udos Werbelied zur Touristenattraktion wurde und dann dort Stars wie Dizzy Gillespie, Freddy Hubbard und Chet Baker spielten. Zum Ende hin wurde das Programm dann rockiger: U2 hatten dort ihren ersten Auftritt in Deutschland und bei den Punkbands hüpften die Fans so heftig auf und ab, dass sie ihr Bier nicht tranken, sondern auf den Boden verschütteten und so immer in großen Pfützen standen. „15 Jahre habe ich in diesem Laden gearbeitet und jeden Tag gab es eine andere Band“, erzählt Harriet Maué.
Die Barfrau und der Journalist Peter Urban sind die Chronisten der Bar und durch ihre Geschichten bekommt man am ehesten einen Eindruck davon, wie außergewöhnlich das „Pö“ damals war. HIP
„Die Höhle von Eppendorf“: Sa, 1. 10., 16.30 Uhr, Cinemaxx Dammtor, Filmfest Hamburg
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