Rechts oben

Nein, es waren keineswegs nur die Modernisierungsverlierer und Arbeitslosen, die der AfD am Sonntag ihre Stimme gegeben haben

Im Wahlkreis mehrheitsfähig

Vorpommern Drei AfDler schafften es direkt in den Landtag: ein Juraprofessor, ein Ex-CDU-Bürgermeister und der Landeschef

Jürgen Strohschein Foto: dpa

BERLIN taz | Die AfD zieht mit 18 Abgeordneten als größte Oppositionspartei in den Schweriner Landtag ein. Drei von ihnen haben in ihren Wahlkreisen in Vorpommern-Greifswald die meisten Erststimmen geholt – und damit ein Direktmandat.

Der Rechtsprofessor

Ralph Weber, 55, wünschte sich schon als CDU-Mitglied eine Partei rechts der Union. Im Jahr 2010 traf er sich mit dem damaligen NPD-Chef Udo Voigt. Mit dem würde er ebenso reden wie mit der Kanzlerin, vertraute er später der Ostsee-Zeitung an. An der Universität Greifswald, wo der Juraprofessor lehrt, sorgte er für Aufregung, weil er die Doktorarbeit des Neonazis und Rechtsrockers Maik Bunzel betreute und einen Reichsbürger zum Gastvortrag einlud. Auch tauchte er schon mal in der unter Neonazis beliebten Thor-Steinar-Kleidung an der Uni auf. 2008 machte Weber sich auf dienstlichem Briefpapier beim Innenministerium für die Kandidatur von zwei NPD-Mitgliedern stark, die von der Landratswahl ausgeschlossen werden sollten. Im Wahlkampf hetzte er gegen Flüchtlinge und sprach von einer „Umvolkung“ in Deutschland durch die Zuwanderung. Sein Wahlslogan: „Politik für das eigene Volk.“

Der Bürgermeister

Ralph Weber Foto: AFD

Jürgen Strohschein, Elektromonteur in Ruhestand, hat mit seiner Wahl nicht gerechnet. „Die CDU hat hier immer die Mehrheit“, sagte Strohschein noch im Juli. Sein Haus steht am Ende eines kleinen Dorfes, der 69-Jährige öffnete in Strickjacke und Pantoffeln die Tür. 42 Jahre lang war in der CDU, fast zwei Jahrzehnte davon ehrenamtlicher Bürgermeister und Amtsvorsteher in seiner kleinen Gemeinde. „Das Problem ist Frau Merkel“, sagte Strohschein sofort. Als Konservativer passe er nicht mehr in die CDU.

Dann klagt Strohschein über die vielen Flüchtlinge. Merkt man hier von denen überhaupt etwas? „Hier nicht so viel“, gibt Strohschein zu. Und dennoch: „Ich würde keine Flüchtlinge mehr reinlassen, das Land ist voll“, sagt er dann, um kurze Zeit darauf die aussterbenden Dörfer zu beklagen.

Der Richter

Matthias Manthei, 44, ist Familienrichter in Greifswald und hat den Ruf, ein harter Hund zu sein. Seit Anfang 2014 ist er – mit wechselnden Co-Chefs – Landesvorsitzender der AfD. Manthei betont, dass Rechtsstaatlichkeit sein Schwerpunkt sei. Er gilt in seinem Landesverband als gemäßigt, doch von den Scharfmachern in der Partei distanziert er sich nicht. Im Wahlkampf zog er mit einem Vortrag über das Asylrecht durch Dörfer und Kleinstädte.

Matthias Manthei Foto: dpa

Manthei, der in Anklam aufgewachsen ist, spricht gern über seine Verbundenheit mit Vorpommern und erzählt, wie er 1989 als 17-Jähriger montags mit der Kerze durch Anklam gelaufen sei. Im Kreistag stimmten er und seine zwei Parteifreunde vor zwei Jahren für einen NPD-Antrag gegen Kirchenasyl. „Natürlich“ würde er auch im Landtag mit der NPD stimmen, sagte Manthei vor der Wahl. „Wenn es ein guter Antrag ist.“ Sabine am Orde