Eine Brücke gegen Konflikte

Hilfe In Hamburg hat sich ein Netzwerk von MediatorInnen zusammengeschlossen, um Ehrenamtliche und Professionelle in der Arbeit mit Geflüchteten zu unterstützen

Auch Security-Unternehmen könnten Mediation in Anspruch nehmen, um Konflikte zu vermeiden Foto: Marijan Murat/dpa

von Kristof Botka

Wo verschiedene Menschen auf ein Ziel hinarbeiten, bleiben Konflikte nicht aus. Das ist in der Arbeit mit Geflüchteten nicht anders. In Hamburg hat sich deshalb nun die Initiative „Mediationsbrücke“ gegründet. Sie vermittelt professionelle Hilfe an Organisationen und Initiativen in der Stadt. Ina Schweigert ist eine der 42 beteiligten MediatorInnen: „Schon letztes Jahr hatten wir die Idee, ein solches Netzwerk aufzubauen. Jetzt haben wir endlich mit der Arbeit begonnen.“ Schweigert ist seit Anfang des Jahres Rentnerin und motiviert, die Arbeit der Mediationsbrücke zu unterstützen. Der Bedarf sei riesig, meint sie.

Tatsächlich ist das Angebot des neu gegründeten Netzwerks breit gefächert. Neben klassischer Mediation, der Beratung in Konfliktsituationen also, bietet die Mediationsbrücke auch Moderationen an, eine Streitschlichterschulung, Supervision sowie Kurse zur Teamentwicklung, Organisationsentwicklung, dem Zeitmanagement und sogenanntes Coaching. Und schließlich steht noch die Evaluation von laufenden oder abgeschlossenen Projekten im Programm. Im Fokus stehen also nicht primär Konflikte zwischen Geflüchteten, sondern der Umgang zwischen Geflüchteten und HelferInnen, ehrenamtlichen und professionellen HelferInnen sowie die interne Kommunikation der Helfer-Teams.

Zunächst, so Schweigert, könnten Initiativen, Organisationen und verschiedenen Träger in der Arbeit mit Geflüchteten ein Gesuch bei der Mediationsbrücke stellen. Daraufhin würden sich jeweils Spezialisten auf dem gefragten Gebiet bei dem Netzwerk bewerben. Dieses leite die Bewerbungen weiter an die Initiative oder Organisation, welche schließlich den oder die MeditatorIn auswählt, von der oder dem sie sich am meisten Hilfe verspricht. Im Grunde ist die Brücke also eine Art Jobvermittlungsplattform.

Und als solche lässt sie sich nicht nur ihrer Arbeitsweise wegen bezeichnen. Denn für ehrenamtliche HelferInnen und Initiativen bietet das Netzwerk zwar kostenlose Moderationen, Mediationen und Schulungen an, die sie in ihrer Broschüre auch bewirbt. Für professionelle Träger arbeiten die MediatorInnen jedoch entgeltlich. Und vom Lohn der MediatorInnen behält die Mediationsbrücke zehn Prozent ein. „Wir sind Profis und überzeugt, dass es sich lohnt unsere Arbeit zu bezahlen“, sagt Schweigert. Es gehe auch darum, das Bewusstsein für die Mediationsarbeit in der Bevölkerung zu erweitern.

„Wir sind Profis und überzeugt, dass es sich lohnt unsere Arbeit zu bezahlen“

Ina Schweigert, Mediatorin

MediatorIn wird man meist durch eine zusätzlich zum Beruf abgeschlossene Ausbildung. Unter denen in der Brücke vernetzten MediatorInnen sind neben einigen RechtsanwältInnen auch PädagogInnen, Krankenschwestern oder VolkswirtschaftlerInnen.

Das Netzwerk steckt laut Schweigert noch in den Kinderschuhen. Bisher sind sechs Projekte realisiert worden, zu den Kunden zählten unter anderem der Arbeiter-Samariter-Bund oder der Malteser-Hilfsdienst. Noch aber sei man auf Mundpropaganda angewiesen. Eine Team- und Organisationsschulung habe man bereits durchgeführt.

Ebenso wie Moderationen, bei denen die MitarbeiterInnen der Brücke versuchen, den Dialog innerhalb des jeweiligen Helfer-Teams konstruktiv zu gestalten um Konflikte im Vorhinein zu verhindern. Eine Streitschlichterschulung für Sicherheitskräfte sei außerdem geplant- ein sensibles Gebiet in der Arbeit mit Geflüchteten. Unter Sicherheitskräften war es in der Vergangenheit nicht nur in Hamburg zu rassistischen Ausfällen, sexueller Belästigung und anderen Konflikten gekommen.