: Wieder mal ein Umbruch
Einen Titel hat sich Werder Bremens neuer Sportchef Frank Baumann schon in den ersten drei Monaten seines Wirkens erworben. Mit jeweils dreizehn Zu- und Abgängen, die bereits zehn Tage vor Ende der Transferperiode feststehen, gehört er zu den fleißigsten Managern der Liga. Was Werder im Moment vollzieht, ist der Umbruch nach dem Umbruch, der ja eigentlich schon seit Jahren im Gange ist, aber in der letzten Saison fast zum ersten Abstieg seit 37 Jahren geführt hat.
Das will an der Weser keiner wieder erleben, zumal auch die engagiertesten Fans nicht jedes Jahr so mitreißende Unterstützungsaktionen aus dem Hut zaubern können wie es die Werder-Anhänger nun schon zum wiederholten Male im Bundesliga-Endspurt getan haben. „Irgendwann wird auch Abstiegskampf langweilig“, heißt die aktuelle Parole im Fanlager.
Die sportliche Führung versucht die lang ersehnte Stabilität vor allem in den Kader zu bekommen, indem sie die abrupte Verjüngungskur der letzten Saison abgebrochen hat. Sechs Spieler aus dem eigenen Nachwuchs sind bereits abgegeben worden, weitere können folgen. Mit dem hochgelobten Johannes Eggestein und dem Österreicher Florian Kainz, der in der Vorbereitung überzeugte, sollen dagegen nur zwei neue Youngster ins Team eingebunden werden.
Die Abgänge von Leistungsträgern in der Abwehr (Papy Djilobodji, Jannik Verstergaard) und Angriff (Anthony Ujah) wurden hauptsächlich durch erfahrene Kräfte kompensiert, wie Niklas Moisander und Lamine Sané sowie Max Kruse, der nach sieben Jahren an die Weser zurückkehrt. Mittelfeld‑Regisseur Zlatko Junuzovic konnte wider Erwarten gehalten werden, die Oldies Clemens Fritz und Claudio Pizarro bleiben für eine weitere Saison tragende Säulen des Teams.
Die Verpflichtung des exzentrischen Kruse für geschätzte neun Millionen Euro Ablöse und ein stattliches Gehalt zeigt eine Risikofreude, die die wenigsten dem grundsoliden Baumann zugetraut hatten. Sie dient aber auch als deutliches Zeichen nach innen und außen: Wir greifen wieder an.
Als riskant haben viele Beobachter in Bremen auch Baumanns frühes Bekenntnis zum umstrittenen Trainer Viktor Skripnik bewertet. Dessen Wirken steht nach den Leistungen der letzten Saison unter besonderer Beobachtung. Das dürfte sich nach der gestrigen Pokal-Blamage beim Drittligisten Sportfreunde Lotte noch verschärfen, wo Werder nach schwacher Leistung mit 1:2 in der ersten Runde aus dem Wettbewerb flog. Ralf Lorenzen
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