: König-Fahd-Akademie schließt
IslamismusSaudi-Arabien gibt seine umstrittene Schule in Bonn jetzt auf
Weil Deutschland über „eines der weltweit besten Bildungssysteme“ verfüge und Saudi-Arabien von diesem lernen könne, sehe die Regierung in Riad keine Notwendigkeit mehr für eine saudische Schule in Deutschland. Der Beschluss sei gefasst worden, weil „wir unseren Schülern in Deutschland die Chance geben wollen, hier die besten Schulen zu besuchen“.
Um die Bonner Einrichtung gab es in der Vergangenheit Konflikte wegen islamistischer Tendenzen. Im Jahr 2003 geriet sie ins Visier von Staats- und Verfassungsschutz, weil in der Moschee der Akademie während eines Freitagsgebets zum „Heiligen Krieg“ gegen Nichtmuslime aufgerufen worden sein soll. Eine Überprüfung der Schulbücher durch die Schulaufsichtsbehörde kam ebenfalls zu alarmierenden Ergebnissen. Die zuständige Bezirksregierung Köln sprach von „fundamentalistischem Islamismus an und in der Schule“ und die Behörden drohten der Akademie mit Schließung.
In Folge legte sie die Verwaltungsvorschriften so restriktiv aus, dass Schülern mit deutscher Staatsangehörigkeit die notwendige Ausnahmegenehmigung, an einer ausländischen Schule lernen zu dürfen, kaum noch erteilt wurde. Auf diese Weise schrumpfte die Schülerschaft auf ein Drittel. Konservative Muslime, die davor zur Klientel gehört hatten, schicken ihre Kinder seitdem auf andere Schulen. Für die Diplomatenkinder, die seitdem wieder das Gros der Schüler stellen, wurde der Lehrplan internationalisiert.
Zuletzt wollte die König-Fahd- Akademie eine anerkannte internationale Ergänzungsschule werden. Der Antrag der Bonner Schule wurde Anfang 2016 von der zuständigen Bezirksregierung Köln abgelehnt. In Bonn zeigt man sich nun von der Ankündigung der Schließung überrascht, aber nicht ganz unglücklich. bx
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