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PorträtDer Wiederkieler

Er besitzt oft etwas Bedrohliches, dieser Satz: „Man sieht sich immer zweimal im Leben.“ In Bezug auf den deutschen Handball-Rekordmeister THW Kiel ergibt sich daraus aber eine ganz andere Bedeutung. Gesagt hat ihn Christian Zeitz, der in den elf Jahren von 2003 bis 2014 bei den „Zebras“ zum Publikumsliebling wurde. „Das ist meine Heimat, und jetzt bin ich wieder zu Hause“, sagte der gebürtige Heidelberger nach dem Zustandekommen des Transfers.

Zwei Jahre lang hat der 35-jährige ehemalige Nationalspieler in Ungarn gespielt. Mit dem ungarischen Rekordmeister MKB Veszprem holte er 2015 und 2016 das Double. Und nun ist er wieder in Kiel, dort, wo er seine größten Erfolge gefeiert hat. Im schwarz-weißen Trikot ist der wurfgewaltige Rückraumspieler neunmal deutscher Meister, sechsmal DHB-Pokalsieger, dreimal Champions-League-Sieger und einmal EHF-Cup-Gewinner geworden.

Auf der Position des Fan-Lieblings gab es nach dem Abgang von Dominik Klein zum HBC Nantes für einige Tage ein Vakuum – Zeitz hat es durch seine Rückkehr ausgefüllt. Ganz reibungslos dürfte der Transfer allerdings nicht zustande gekommen sein. Die Art und Weise, wie Zeitz damals den Weggang aus Kiel betrieben hatte, offenbar ohne vorherige Absprache mit dem damaligen Manager Klaus Ellwardt, hatte im Verein für große Verärgerung gesorgt.

„Ich habe einen Kniefall gemacht und gefragt, ob ich noch einmal kommen darf“, sagte Zeitz bei seiner Präsentation mit einem Schmunzeln. Die THW-Fans sind zumindest nicht nachtragend, dass er im Sommer 2014 gegangen ist. „Es hat mich tief beeindruckt, wie viele Menschen sich über meine Rückkehr gefreut haben“, sagte der Linkshänder, der mit seiner Routine und seinen speziellen Fähigkeiten wie dem Stehlen eines Balles oder den ansatzlosen Würfen in die Torwinkel die Qualität des Teams heben soll.

Den Anfang machte Zeitz am Sonnabend in der ersten Runde des DHB-Pokals. Vor 1.600 Zuschauern in Hamm erzielte der Mann mit der Trikotnummer 20 kurz vor der Ende der Partie gegen den Drittligisten VfL Fredenbeck sein erstes Pflichtspiel-Tor nach der Rückkehr. Zeitz traf zum 28:20. Letztlich siegte der THW mit 29:20 gegen den lange Zeit erstaunlich starken Außenseiter, der mit einem 13:11 in die Pause gegangen war.

THW-Trainer Alfred Gislason erwartet vom Welt- und Europameister Zeitz aber auch gegen Gegner von anderem Kaliber einiges: „Die vergangene Spielzeit hat gezeigt, dass wir uns noch breiter als bisher aufstellen müssen. Christian ist in der Abwehr und im Angriff variabel einsetzbar, mit ihm wird unser Spiel noch schwerer auszurechnen sein.“ GÖR

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