piwik no script img

5 Dinge, die wir diese Woche gelernt haben

Lektionen

1. Der Burkini ist nicht das Problem. Im Columbiabad in Berlin-Neukölln – berühmt wegen sogenannter Vorfälle und Security-Einsätze – sagen die Bademeister laut Ja zum Aufregerkleidungsstück der Woche. „Das Baden ist nur in Badebekleidung jestattet“, tönt es aus dem Lautsprecher. Es folgt die Liste: Badehose, Bikini, Badeanzug, Burkini! Und die Bademeister wissen auch, welche Kleidungsstücke tatsächlich pro­ble­matisch sind: „Jogginghosen sind keine Badebekleidung!“ In Neukölln funktioniert Symbolpolitik einfach nicht.

2. Nicht alle Fußballprofis waren im Sportinternat. Der Hamburger SV – für taz-Leserinnen und -Leser: Das ist ein Sportverein – hat sich die Dienste des 18-jährigen Bakery Jatta gesichert. Er ist einer der fünf Stürmer im Kader, mit dem der Klub in die nun startende Bundes­liga­saison geht. Jatta floh 2015 aus Gambia über die Sahara und das Mittelmeer nach Deutschland und hat, wie es heißt, nie zuvor in einem Verein gespielt. Wir sind wirklich total neutral, aber … Go, Bakery Jatta, go!Zum Thema

Leibesübungen

3. Pokémons go home. Ei, ei, ei, war es das schon wieder? Im Juli kam das Smartphone-Spiel „Pokémon Go“ auf den Markt. Man lädt es aufs Handy und sammelt dann kleine bunte Dinger, die man damit virtuell unter einem real existierenden Baum liegen sieht. Nun sind die Zahlen eingebrochen. Statt 45 Millionen, die es im Juli täglich spielten, sind es jetzt nur noch 30 Mil­lio­nen. Es wird also nur noch von so vielen Menschen genutzt, wie in Peking und Tokio zusammen leben. Da kann man ja praktisch schon mal Tschüssi sagen!

4. Zeitungsverlage brauchen eben Geld. „Chinas sportliche Helden“ war der Titel einer Jubelseite, die am Montag in der Süddeutschen Zeitung erschienen ist. Es handelte sich um eine Anzeige; Urheber war Chinas staatliche Nachrichtenagentur Xinhua. Darf man als Zeitung so eine Anzeige drucken? Warum nicht gleich eine der Bundeswehr? Spiegel Online fand heraus: Die SZ-Redaktion sei nicht glücklich darüber, es gebe aber „Richtlinien, die besagen, dass die Zeitung Anzeigen nur ablehnt, wenn diese etwa menschenverachtend sind, Hetze beinhalten oder in irgendeiner Weise gegen die demokratische Grundordnung verstoßen.“ Die taz hat gerade ein Déjà-vu.

5.Begib dich nicht ins Fernsehen!Wer kennt das nicht: Da geht man als komplexe Persönlichkeit ins Fernsehen – und heraus kommt man als Mensch, mit dem alle Welt nur ein bescheuertes Lied verbindet. Beispiele: die Frau, die in einer Gerichtsshow mal mit ihrem Nachbarn über den Knallerbsenstrauch am Maschendrahtzaun stritt; sie wurde von Stefan Raab in einem Song verwurstet. Und Exbundespräsident Walter Scheel, der diese Woche gestorben ist. In einer Show, damals noch als Außenminister, sang er: „Hoch auf dem gelben Wagen“. Wir hatten gedacht, das sei alles. Aus den Nachrufen haben wir gelernt: Er war ein Wegbereiter der sozialliberalen Ko­alition. Klaus Raab

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen