: Ein paar Russen mehr
Cas-Urteil Doppel-strafe ist verboten
Das Internationale Olympische Komitee musste kurz vor der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Rio de Janeiro eine Niederlage hinnehmen. Als „nicht durchsetzbar“ hatte der Internationale Sportgerichtshof (CAS) den vom IOC verantworteten Ausschluss von früher gedopten russischen Athleten von den Spielen abgelehnt.
Als Erfolg konnten dies hingegen die russische Schwimmerin Julia Jefimowa und die beiden Ruderer Anastassija Karabelschtschikowa und Iwan Podschiwalow feiern, die Einspruch gegen diese Doppelbestrafung eingelegt hatten. Alle drei sind nun startberechtigt.
Für die Nominierung russischer Sportler hatte das IOC den jeweiligen internationalen Sportfachverbänden die Verantwortung zugeschoben und zugleich ein generelles Startverbot für ehemals gedopte Russen ausgesprochen.
Das CAS-Urteil müsste nun eigentlich auch der russischen 800-Meter-Läuferin Julia Stepanowa eine Olympiateilnahme ermöglichen. Die Whistleblowerin, die mit ihren Aussagen maßgeblich die Enthüllungen des russischen Dopingsystems vorantrieb, wurde vom IOC von den Spielen in Rio ausgeschlossen. Selbst der Leichtathletikweltverband hatte zuvor empfohlen, sie wegen ihrer Verdienste im Kampf gegen den Sportbetrug starten zu lassen. Dagegen hieß es in der IOC-Begründung, sie würde „die ethischen Anforderungen“ nicht erfüllen. Stepanowa war 2013 für die Dauer von zwei Jahren wegen Dopings gesperrt worden. Ein Ausschluss in Rio käme also einer Doppelbestrafung gleich.
Ob es in diesem Fall aber noch einmal eine Kehrtwende geben wird, ist mehr als zweifelhaft. Zum einen hat Stepanowa selbst bekannt, dass es ihr an Geld fehle, um vor dem CAS zu klagen, zum anderen hat man beim IOC wenig Interesse daran, die Russen mit einem Startrecht für Stepanowa zu verprellen. Die Mittelstreckenläuferin gilt in ihrem Heimatland als Verräterin. Beim IOC hatte man bereits behauptet, eine Teilnahme Stepanowas sei auch daran gescheitert, dass sie nur unter neutraler Flagge hätte starten wollen, was der IOC ablehnt. Stepanowa selbst hatte dies aber zurückgewiesen.
Eine Onlinepetition, in der der Start von Stepanowa gefordert wird, haben bis zum Eröffnungstag in Rio fast 250.000 Menschen unterschrieben.
Johannes Kopp
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