: Vicky Cortes‘ Kindheitssande
Wenn man zurück zu Sanden und Burgen der Kindheit könnte: Würde man sein Leben wirklich neu und anders gestalten, würde man, wie so oft vermutet, der Eigentliche, ganz Andere sein? Oder würde man, träumend, immer dessen eingedenk sein, dass sie realitätsfreie Schutzräume sind, all die Spielplätze und Laufställchen – dass man irgendwann hart an die bösen Barrieren der Erwachsenenwelt stoßen würde, konfrontiert mit jenem Pragmatismus, der sich nur momentweise ausblenden lässt?
Die aus Costa Rica stammende, derzeit in Hamburg lebende Choreographin Vicky Cortes, deren Stück Der Sandkasten jetzt auf Kampnagel uraufgeführt wird, suggeriert eine solche tabula rasa – ein Ambiente und Zustand, in dem noch alles möglich scheint und in dem voraussetzungsfreie Selbstdefinition passieren kann.
Andererseits wird ihr „Spielplatz“ vermutlich etliche – zwecks Relativierung verkleinerte – Ingredienzien der Realität bergen, die die Frage aufwerfen, ob nicht eigentlich die „reale Welt“ das Spiel ist, an dem sich die meisten abarbeiten, ohne zu bedenken, dass sich der reale Mitmensch als Spielfigur recht wenig eignet. PS
Uraufführung: Mi, 19.10., 20 Uhr, Kampnagel. Weitere Vorstellungen: 21., 22., 26.–29.10.