Türkische Nationalisten in Deutschland: Der lange Arm von Erdogan
Grünen-Parteichef Cem Özdemir warnt vor dem Einfluss türkischer Nationalisten in Deutschland. Er fordert ein entschiedeneres Entgegentreten.
BERLIN AFP | Grünen-Parteichef Cem Özdemir hat eine konsequentere Abgrenzung zu radikalen türkischen Nationalisten in Deutschland gefordert. Im Umgang mit deutschen Rechtspopulisten sei es Konsens, dass diese „am Rande der Gesellschaft stehen und sie nicht normale Gesprächspartner sind“, sagte Özdemir der „Bild am Sonntag“. „Aber für radikale Türken gelten diese Maßstäbe nicht“, kritisierte er. Es gebe „eine Art türkische Pegida in Deutschland, die wir genauso behandeln müssen wie die uns bekannte“.
Wenn Pegida-Chef Lutz Bachmann in Deutschland einlade, „geht ein anständiger Demokrat nicht hin“, sagte Özdemir. „Das muss inzwischen auch für die Erdogan-Statthalter in Deutschland gelten.“
Insbesondere kritisierte Özdemir den türkischen Moschee-Dachverband Ditib. Dieser müsse sich loslösen vom Einfluss aus der Türkei und dürfe „nicht zum verlängerten Arm“ von Erdogans AKP-Partei werden. „Wenn wir unsere Schulen für muslimischen Religionsunterricht über Ditib öffnen, lassen wir zu, dass Erdogans Ideologie im Unterricht in unserem Land verbreitet wird“, warnte Özdemir. „Das finde ich unerträglich.“
Die Bundesregierung forderte der Grünen-Chef auf, der Einflussnahme aus der Türkei entschiedener entgegen zu treten. Erdogan möge einen langen Arm haben, „aber dieser Arm darf nicht nach Berlin, Stuttgart oder München ragen. Hier muss die Bundesregierung endlich ein Stoppsignal setzen.“
Leser*innenkommentare
Urmel
„Hier muss die Bundesregierung endlich ein Stoppsignal setzen.“.
Herr Herr Özdemir, Sie wissen genauso gut wie ich, dass diese Aufforderung nicht auf der Basis irgendwelcher Rechte, schon gar nicht der Menschenrechte, entschieden wird. Ebenso spielen elementare Interessen von Türken, von Deutschen (und auch von Flüchtlingen) keinerlei Rolle. Die Reaktion der Bundesregierung wird einzig und allein davon abhängen, was dem Machterhalt Merkels dient.
Auch unter diesem Aspekt sollten die Grünen ihr lautes Flirten mit der CDU/CSU überdenken.
Rainer B.
"Im Umgang mit deutschen Rechtspopulisten sei es Konsens, dass diese am Rande der Gesellschaft stehen und sie nicht normale Gesprächspartner sind“
Schön wär's. Dem ist leider ganz und gar nicht so. Da muss doch nur irgendeine Flitzpiepe von der AfD nen Furz lassen und schon sind sämtliche Übertragungswagen des Landes vor Ort und wiegen sorgsam die Luft.
Jürgen Matoni
Wie gut, dass Erdowahn auch auf Deutsch-Türkische Parlamentarier losgeht. Das macht sogar einen Cem Özdemir und eine Claudia Roth wach, die wohl bald auch ihr Wochenendhaus in der paradiesischen Türkei aufgeben muss.
Durchnittsmensch
Herr Özdemir hat ohne Zweifel Recht nur übersieht er bei seinen Gedanken den Umstand, dass die Regierung sich selbst handlungsunfähig gemacht hat. Seine Forderungen sind nachvollziehbar aber nicht umsetzbar. Er ist selbst Mitglied unserer Regierung also müsste er um diesen Umstand wissen aber er fordert trotzdem etwas was nicht geht? Populismus? Ist ja das Schlagwort zur Zeit evtl. hat er sich nur vertan und wollte sich von der Regierung abgrenzen. Wahlpolitisch sicher nachvollziehbar. Wählbar ist seine Partei deshalb noch lange nicht.