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Containerfür Kinder

Kita-Platzangst

„Kannst du denn schon zählen?“, fragt ein nettes Kindergartenlied, „das ist doch gar nicht schwer!“ Aber manchmal offenbar doch: Mit 660 fehlenden Plätzen startet Bremens Kinder- und Schulsenatorin Claudia Bogedan (SPD) ins erste von ihr planerisch verantwortete Kita-Jahr. Vor allem beim Angebot für die über Dreijährigen klaffen Lücken. Übergangsweise sollen die Kleinen in Containern gelagert werden, hat die Senatorin angekündigt. Toll.

Vermutlich sind die überzähligen Kinder von Gott als Dreijährige geschaffen worden, oder plötzlich aus irgendwelchen geheimen Winkeln in der Bremer Kita-Verwaltung gekrochen, in denen sie sich bislang verborgen gehalten und von Staubmilben und Tinte ernährt hatten. Denn irgendeine rationale Erklärung muss es ja geben dafür, dass man sie nicht eingeplant hat: Am 9. August muss Bogedan liefern, in einer eigens dafür angesetzten Sondersitzung der Kindergarten- und Schuldeputation.

Beantragt hatte die CDU-Familienpolitikerin Sandra Ahrens, und der Vorsitzende des Gremiums, Matthias Güldner (Grüne), hat sie anberaumt. Nicht ohne darauf hinzuweisen, dass die Koalition gerade erst wieder genügend Geld „für einen drastischen Ausbau der Betreuungsplätze zur Verfügung gestellt“ habe. Es gelte jetzt, „unbürokratisch zu handeln“ und das „vorhandene Planungs- und Umsetzungsproblem“ in den Griff zu kriegen: Klingt nicht so, als hielte er viel von der vom Koalitionspartner gestellten Ressortspitze.

Tatsächlich wächst Bremen. Die Kinderzahl hat seit zehn Jahren steigende Tendenz. So lebten 2015 insgesamt 4.793 Zweijährige in der Stadt, das sind 392 mehr als 2005 und ein Zuwachs von fast neun Prozent. Vor der Wahl, als die Kindergärten noch vom grün geführten Sozialressort betreut wurden, hatte man deshalb angekündigt, 2.000 neue Kita-Plätze schaffen zu wollen. Nach der Wahl, bei der Neuorganisation des Ressorts, scheinen diese Pläne verschütt gegangen zu sein. Dabei sitzen die Mitarbeiter „sogar noch an denselben Schreibtischen“, wie Staatsrat Frank Pietrzok (SPD) betont. Manchmal entsteht Chaos eben auch ganz ohne räumliche Veränderung. bes

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