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Viele Städte sind fast völlig zerstört

Vertreibung Die Kämpfe im Südosten der Türkei lassen Tausende Menschen wohnungslos zurück

ISTANBUL taz | Nach dem Ende der bewaffneten Kämpfe in sechs größeren Städten und einer Reihe kleinerer Ortschaften im kurdischen Südosten der Türkei hat die türkische Architekten- und Ingenieurskammer in Zusammenarbeit mit dem Kommunalverband der Städte im Südosten eine erste Bilanz der Zerstörung und Vertreibung vorgelegt. Der Report gibt einen nüchternen Überblick über die Zahlen – so weit die Recherche vor Ort möglich war. In einigen Städten sind nach wie vor ganze Gebiete vom Militär gesperrt.

Insgesamt zählt der Report 400.000 Menschen, die infolge der Kämpfe aus ihren Häusern und Städten vertrieben wurden und nun im Wesentlichen in den kurdischen Großstädten Diyarbakır, Van, Batman und Bitlis provisorischen Unterschlupf gefunden haben. Im Zentrum der Kämpfe standen Sûr, die Altstadt von Diyarbakır, Nusaybin direkt an der syrischen Grenze, und die gesamte Provinz Şırnak entlang der Grenze zum Irak, die traditionell eine Hochburg der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) ist.

In Şırnak waren 61.000 Menschen – also praktisch die gesamte Bevölkerung der Stadt – von den Kämpfen betroffen. Achtzig Prozent aller Gebäude im Ort sind zerstört, 55.000 Menschen wurden vertrieben. Şırnak ist zu einer Geisterstadt geworden.

Fast genauso schlimm hat es Cizre, eine Nachbarstadt Şırnaks, getroffen. Von 120.000 Einwohnern waren 70.000 von den Kämpfen betroffen. Nahezu 10.000 Gebäude wurden zerstört oder schwer beschädigt. Ein Teil der Stadt ist vom Militär immer noch gesperrt, in anderen Teilen versucht die örtliche Verwaltung, Gebäude provisorisch wieder bewohnbar zu machen.

Auch Silopi im Bezirk Şırnak wurde zur Hälfte zerstört. Von 1.000 Häusern sind 450 kaputt, von den 87.000 Bewohnern haben 40.000 keine Bleibe mehr.

In der Provinz Diyarbakır geht es vor allem um die Altstadt Sûr. Von den 50.000 Bewohnern waren 45.000 von den Kämpfen betroffen. 1.100 Häuser sind zerstört oder beschädigt. 22.000 Menschen werden nicht in ihre Häuser zurückkehren können. Bis in diesen Tagen gekämpft wird noch in Nusaybin. Von den 120.000 Einwohnern sind 80.000 betroffen. Siebzig Prozent der Häuser sind beschädigt oder zerstört, 65.000 Menschen wurden vertrieben.

Für alle Orte plant die Regierung ein Wiederaufbauprogramm. Die ehemaligen Bewohner und die Stadtverwaltungen, die die Regierung der Zusammenarbeit mit der PKK beschuldigt, sollen daran nicht teilhaben. Jürgen Gottschlich

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