: Strahlenmüll an die Unterelbe
Atommüll Vattenfall darf Brennelemente aus dem Reaktor Brunsbüttel ins Zwischenlager bringen – obwohl das keine Betriebsgenehmigung mehr hat
Der Energiekonzern Vattenfall darf 517 abgebrannte Brennelemente aus dem stillgelegten Atomkraftwerk Brunsbüttel in das dortige Zwischenlager bringen. Dies erhöhe die Sicherheit und sei rechtlich zulässig, beteuerte der grüne Energieminister Robert Habeck am Montag in Kiel bei der Vorstellung eines Sicherheitsgutachtens. Zwar wurde dem Lager 2015 vom Bundesverwaltungsgericht die Betriebsgenehmigung entzogen; seitdem wird es mit einer bis 2018 befristeten Duldung der Kieler Atomaufsicht betrieben. Dennoch gebe es aber laut Gutachten „weder juristische noch technische Bedenken gegen das Vorhaben“, so Habeck.
Der Energiekonzern will das seit 2007 stillgelegte Atomkraftwerk an der Unterelbe zurückbauen. Dafür müssen zunächst die hochradioaktiven Brennelemente aus dem Reaktordruckbehälter entfernt werden. Aber es gibt keinen Platz, wo sie sicher gelagert werden können. Deshalb hatte Vattenfall Ende Mai bei der Atomaufsicht in Habecks Ministerium beantragt, die 517 Brennelemente in Castoren im Zwischenlager des AKWs „bereitzustellen für die spätere Zwischenlagerung“ – eine bewusst umständliche Umschreibung des Problems.
In der Konsequenz kann es einen Abriss des Meilers nur geben, wenn zuvor die Lagerung des hochradioaktiven Materials geklärt ist. Dies im Zwischenlager zu tun, erklärt Habeck deshalb nun zum „Sicherheitsgewinn“. Für die Aufbewahrung der Brennelemente in elf Castoren sei das „Massivgebäude“, so Habeck über das Zwischenlager, „der einzige geeignete Ort“.
Er biete auch für den Fall eines Flugzeugabsturzes oder Angriffs mit panzerbrechenden Waffen mehr Sicherheit als das Reaktorgebäude selbst, sagte Habeck. Zusätzlicher Sicherheitsgewinn komme durch die Castoren, in denen die Brennelemente trocken gelagert würden, ohne – anders als im Reaktor – aufwändig gekühlt zu werden. Sven-Michael Veit
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen