: KINDER
KinderSylvia Prahl sucht nach den schönsten Spielsachen
Es ist gar nicht lange her, da war es für Frauen ratsam, sich vor einer Essenseinladung schon zu Hause richtig satt zu essen. Denn wenn sie das in aller Öffentlichkeit taten und dabei in ihr Korsett gezwängt waren: Riechsalzalarm. Um 1900 haben sie damit Schluss gemacht: Die Kleider wurden weiter, und indem sie das beklemmende Kleidungsstück ablegten, leiteten sie auch die Lockerung ihres gesellschaftlichen Korsetts ein. Sich mit Kindern darüber zu unterhalten, ist recht interessant, zeigt doch ein „Mama, das ist aber ziemlich ungerecht!“ was gesunder Menschenverstand schon früher erkannt hat. Im Bröhan Museum steht beim Familiensonntag „Neumodisch!“ um 11 Uhr wohl eher die modische Facette dieses weltverändernden Befreiungsschlags im Vordergrund. Kinder ab 5 Jahren suchen in den Ausstellungsräumen nach den neuen Kleidern und stellen Vergleiche mit der Mode von heute an (Teilnahme kostenlos!).
Über die Befreiung des Kinderbuchs vom pädagogischen Konzept des erhobenen Zeigefingers bedanken wir uns alle Nase lang bei Astrid Lindgren. Und wenn Michel aus Lönneberga seine Schwester Ida am Fahnenmast hochzieht, damit sie sich mal umsehen kann, oder er seinen Kopf in die Suppenschüssel steckt, um an den leckeren Rest zu kommen, sind das eigentlich gar keine Streiche, für die diese gut gemeinten Aktionen immer gehalten werden. Dass diese Geschichten zeitlos faszinieren und immer noch bei Kindern gut ankommen, obwohl weder von Smartphones noch von sonstigen modernen Gimmicks die Rede ist, erleben alle ab 4 Jahren am Sonntag um 16 Uhr in der Zitadelle Spandau bei der Aufführung von „Michel aus Lönneberga“. Dort reitet er sogar auf einem echten Pferd über die Bühne, um die Magd Lina von ihrem faulen Zahn zu befreien. Den Zahn, Alfred den Knecht ehelichen zu wollen, kann er ihr allerdings auch nicht ziehen. Um das Problem kümmert sich Michels Schweinchen, das eine ganz neue Rolle zugedacht bekommt (Tickets: 62 70 59 26, Eintritt Kinder 10 €, Erwachsene 12 €).
Der Ausbruch aus musikalischen engen Strukturen ist Thema im Puppen-Familienkonzert „Emil und Emily“ im Blackmore’s – Berliner Musikzimmer. Emil, der Hausesel aus der Uckermark findet ein unbekanntes Objekt. Mithilfe der Barockeselin Emily aus Emmendingen findet er bei einem Konzert in der Stadt heraus, dass es sich dabei um eine Note handelt. Sie zeigt ihm (und den Kindern zwischen 3 und 7 Jahren auch) verschiedene Instrumente, Komponisten und ihre Stücke (Sonntag 10 Uhr und 11.30 Uhr, Kinder 11 €, Erwachsene 16 €, Tickets über blackmores-musikzimmer.de)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen