Mehr Mittel gegen Salafismus

Prävention Die Zahl der Salafisten hat sich in Hamburg seit 2013 mehr als verdoppelt. Der Senat will nun bis zu vier Millionen Euro jährlich investieren, um Aussteigern zu helfen, Familien zu beraten und Interessierte in den sozialen Medien abzuschrecken

Hamburg baut sein 2014 gegründetes Netzwerk gegen den gewaltbereiten Salafismus und religiösen Extremismus weiter aus. Die bisherigen Fördermittel in Höhe von jährlich 1,34 Millionen Euro sollen 2017 und 2018 auf bis zu vier Millionen Euro erhöht werden. Damit reagiert der Senat auf die sprunghafte Zunahme von SalafistInnen in der Hansestadt. Deren Anteil stieg laut Torsten Voß, dem Chef des Hamburger Verfassungsschutzes (VS), seit 2013 von 240 auf 580 Menschen.

Besonders schlimm: Rund 70 Hamburger SalafistInnen, oft noch SchülerInnen, hätten sich dem Dschihad angeschlossen und seien etwa nach Syrien ausgereist. Rund 20 von ihnen seien dort gestorben und etwa genauso viele von ihnen wieder in die Hansestadt zurückgekehrt. Allerdings seien unter den Rückkehrern kaum Frauen, sagte Voß. Die machten bundesweit inzwischen fast 40 Prozent der Ausreisenden aus. „Die werden, wenn ihre Männer im Kampf fallen, immer wieder verheiratet und kehren nie zurück.“

Eine zentrale Rolle in der Präventionsarbeit spielt die Beratungsstelle Legato, die seit genau einem Jahr existiert und die personell aufgestockt werden soll. Hier werden vor allem Angehörige von radikalisierten jungen Menschen, aber auch deren Freunde und Lehrer beraten. Oft ist Eile geboten, um die Ausreise der politisierten Jugendlichen noch zu verhindern. „Je jünger die Kids sind, umso kürzer ist die Zeit, die ihre Radikalisierung braucht“, sagte Voß.

Neben der Angehörigenarbeit und der Beratung von Aussteigern sind die Arbeit mit islamistischen Straftätern, die Bekämpfung islamophober Taten und die Präventionsarbeit in sozialen Medien neue Schwerpunkte. Hier sollen sich künftig sogenannte Berater in salafistischen Foren tummeln, um Aufklärungsarbeit zu leisten.

Bei der Aufklärung setzt der VS auch verstärkt auf die Publizierung der Erfahrungen von Aussteigern. Wie bei dem 17-jährigen Hamburger Bilal, der kurz nach seinem videodokumentierten „Ausstieg“ aus dem IS in Syrien getötet wurde. Der VS hat das Video publiziert. „Dieser Fall“, weiß Voss, „hat eindeutig abschreckende Wirkung auf die, die auf der Kippe stehen“. Mac