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Lieblings-enkel in Lübeck

Mann-Dynastie

„Der Clan Mann ist eine Giftzisterne geworden, und es tröstet nur, dass die Zahl derer, die aus ihr schöpfen, immer geringer wird.“ Dieses Urteil über die Schriftsteller-Dynastie, entschiedene Gegner der Nazis, erschien nicht zwischen 1933 und 1945. Sondern 1950, anlässlich des 75. Geburtstags von Thomas Mann, als Feuilleton-Aufmacher der FAZ.

Die derzeit in Lübeck laufende Ausstellung „Fremde Heimat“ über die Manns im Exil könnte Fremdheit, gesteigert zur Feindschaft, also auch im Nachkriegs-Deutschland beschreiben. Thomas Mann sei „eine Linse, die die Strahlen der Partisanen-Bosheit sammelt“, wütete die FAZ.

Der in Kalifornien geborene Frido Mann, der am Dienstag Lübeck besucht, war zehn, als die FAZ seinen Großvater beschoss. Doch 25 Jahre später, zu Manns 100. Geburtstag, gab es wieder eine Anti-Mann-Kampagne in Teilen des deutschen Feuilletons, mit angeführt von Martin Walser. Nicht so nazistisch im Sprachgebrauch, aber immer noch voller Verachtung gegen den Exilanten, der auch nach 1945 nicht wieder Deutscher werden wollte.

Auch Frido Manns eigene Lebensgeschichte handelt von Entfremdungen, aber innerfamiliärer Natur. Frido galt in der vielköpfigen Mann-Familie, in der Zuwendung stets höchst selektiv verteilt wurde, immer als Lieblingsenkel. Als junger Erwachsener ging er auf Distanz und weigerte sich 20 Jahre lang, Bücher von Thomas Mann zu lesen. Er wollte dem Schatten und der Umklammerung durch die übermächtige Familie entkommen. Ob der Psychoanalytiker solche Dinge am Dienstag auch im Buddenbrookhaus andeutet, bleibt abzuwarten. HB

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