Anne Haeming Der Wochenendkrimi : Die Moral während des Kriegs
Wenn ein Land im Krieg ist, gelten andere Regeln, geltendes Recht wird, schwupps, außer Kraft gesetzt. Die Lücken, die so entstehen, haben von vornherein Krimipotenzial. Daran wurden wir diese Woche mal wieder erinnert, zum einen weil George „Rambo“ W. Bush seinen 70. feierte und an all die rechtlichen Wischiwaschi-Aktionen seiner Amtszeit (Enduring Freedom, Guantánamo, Natürlich-gab-es-Massenvernichtungswaffen) noch mal erinnert wurde.
Zum anderen bescheinigte ein neuer britischer Untersuchungsbericht, dass Tony Blair nun wirklich, echt keine Grundlage hatte, damals Truppen in den Irak einmarschieren zu lassen. Dank dieser kleinen Post-9/11-Geschichtsstunde erscheinen die Verstrickungen in Robert Redfords Film „Die Lincoln-Verschwörung“ (2010) umso zeitgemäßer – auch wenn er 1865 spielt: Redford inszeniert das Attentat auf Präsident Abraham Lincoln und andere Regierungsmitglieder als Kriminaldrama, vorm Militärgericht, wie im Kriegszustand.
Im Zentrum steht Mary Surratt (Robin Wright), die die mutmaßlichen Täter in ihrer Pension beherbergte. Sie ist wegen Mittäterschaft angeklagt, die Beweislage ist dünn, noch dazu ist sie eine Frau, who cares.
Ihr Verteidiger (James McAvoy) hat zunächst keine große Lust auf den Job, aber schlägt sich auf die Seite der Unschuldsvermutung und dröselt nach und nach die moralischen Abgründe dieses Falls auf. Wem all das nicht reicht, dem seien zwei weitere Gründe dafür nachgereicht, sich „Die Lincoln-Verschwörung“ reinzuziehen: Robin Wright und Tom Wilkinson.
Wenn diese beiden auf der Besetzungsliste stehen, gibt es eigentlich keine Wahl. Einschalten, sofort. Übrigens: Wer einen hervorragenden Krimi zum gleichen Thema lieber lesen will, dem sei Stephen L. Carters „The Impeachment of Abraham Lincoln“ wärmstens empfohlen.
„Die Lincoln-Verschwörung“, Samstag, 23.25 Uhr, ARD
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