: Todesfalle Polizeikontrolle: Die Brutalität hört nicht auf
USA Proteste nach zwei weiteren Fällen von polizeilichen Todesschüssen auf Schwarze
Tödliche Schüsse weißer Beamter auf einen Schwarzen hatten erst am Vortag landesweit Empörung ausgelöst. In Baton Rouge in Louisiana hatten zwei Polizisten den 37-jährigen Alton Sterling auf einem Parkplatz zu Boden gezwungen und ihn aus nächster Nähe erschossen. Die Einsatzkräfte waren angerückt, nachdem ein Anrufer berichtet hatte, er werde von einem Mann mit einer Waffe bedroht. Unklar war, ob Sterling tatsächlich auch bewaffnet war.
Durch Handy-Videos verbreiteten sich die Ereignisse rasch im Internet. Hunderte Menschen protestierten vor Ort, der Twitter-Hashtag der Anti-Rassismus-Bewegung „Black Lives Matter“, #Alton Sterling, wurde zum meistverbreiteten in den USA.
Zum Tod des CD-Verkäufers Sterling, der nun auch das US-Justizministerium beschäftigt, äußerte sich am Mittwoch die voraussichtliche demokratische Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton. In einem offiziellen Statement auf Twitter verwies sie auf weitere Fälle von Polizeigewalt gegen Schwarze: „Von Staten Island bis Baltimore, von Ferguson bis Baton Rouge beklagen zu viele afroamerikanische Familien den Verlust eines geliebten Menschen durch einen Vorfall mit Polizeibeteiligung.“ Etwas laufe „zutiefst falsch, wenn so viele Amerikaner Grund haben zu glauben, dass das Land sie aufgrund ihrer Hautfarbe nicht für ebenso wertvoll hält wie andere“, erklärte Clinton weiter.
In Minnesota hatte die Freundin des Getöteten, die mit im Auto saß, die Situation nach den Schüssen live in einem Video auf Facebook festgehalten. Die Aufnahmen zeigen einen blutüberströmten Mann auf dem Fahrersitz und einen Polizisten, der mit gezückter Waffe vor dem Fenster steht. Die Frau berichtet im Video, dass sie wegen eines defekten Rücklichts angehalten worden seien.
Die Polizei habe „ohne ersichtlichen Grund“ mehrere Schüsse auf den Arm ihres Freundes abgegeben, noch bevor er seine Fahrzeugpapiere habe zeigen können. Ihr Freund habe dem Polizisten zuvor mitgeteilt, dass er auch eine Pistole dabeihabe, für die er eine Lizenz besitze. Später musste sie auf Anweisung der Polizei selbst das Auto verlassen – da wusste sie nach eigenen Angaben noch nicht, ob ihr Lebensgefährte „okay oder nicht okay“ sei. Der 32-jährige Philando Castile starb kurz nach der Ankunft im Krankenhaus.
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