: Roadtrip für Daheimgebliebene
weit weg Den Juli über zeigt das Hamburger Kino B-Movie Filme über das Unterwegssein und katastrophal gefährliche Reisen
Früher waren in den Sommerferien Veranstaltungen „für die Daheimgebliebenen“ sehr beliebt. In dieser Tradition steht nun auch die Reihe „On the Road“ im St. Pauli-Kiezkino B-Movie mit Filmen über existentielle, gefährliche und katastrophale Reisen.
Einen der besten Filme über das ziellose Herumziehen auf der Straße, das ein Leben in Freiheit, aber auch absoluter Einsamkeit bedeutet, hat Agnés Varda 1985 mit „Vogelfrei“ (17. + 28.7.) gedreht. Sandrine Bonnaire wirkt hier in einer ihrer ersten und größten Rollen so heruntergekommen und aufsässig, dass man dahinter kaum ihre in späteren Rollen so kultivierte Schönheit erahnen kann. Sie spielt eine Vagabundin, die kompromisslos alleine auf der Straße lebt. Und so wie die Heldin sich dem bürgerlichen Leben verweigert, verzichtet Varda dabei auf eine konventionelle Dramaturgie, denn auch für sie bleibt die Protagonistin ein Mensch, über den man kaum etwas wirklich wissen kann.
Ein Vorbild für Quentin Tarantino
Im Kino von Terrence Malick gibt es eine Urszene, die er in all seinen Filmen paraphrasiert und die einer der Hauptgründe dafür sein dürfte, dass er überhaupt Regisseur geworden ist. Er zeigt immer wieder seine Filmhelden auf einem Gras- oder Getreidefeld, in dem der Wind die Halme bewegt. In seinem Debütfilm „Badlands“ (10. + 21. 7.) ist es das Gaunerpaar Holly und Kit, das er so von der Natur gerahmt zeigt. Malicks Mischung aus Roadmovie, Krimi, Liebesfilm und Western war eine Inspiration für Quentin Tarantino, dessen Drehbuch zu „True Romance“ (7. + 30. 7.) von einer ähnlichen Autofahrt durch ein Amerika der Gewalt und des schwarzen Humors erzählt. Tarantino war mit der Arbeit des Regisseurs Tony Scott gar nicht glücklich, aber dennoch ist dies einer der stilbildenden Genrefilme der 90er-Jahre.
Die Welt nach dem Zusammenbruch
Das Subgenre des apokalyptischen Roadmovies, zu dem Filme wie „The Road“ gehören, begann in den frühen 80er-Jahren. Im ersten Mad Max Film spielte Mel Gibson nur einen durchgeknallten Autofahrer, der Selbstjustiz übt, aber im zweiten Teil „Mad Max – der Vollstrecker“ (16. + 31. 7.) brettert er durch eine Welt nach dem Zusammenbruch der Zivilisation, in der die Menschen sich zu Stämmen zusammentun, um sich gegenseitig zu unterwerfen und abzuschlachten. Nur bedingt empfehlen kann man Michel Antonionis „Zabriskie Point“ (16. + 24. 7.), in dem der italienische Regisseur versuchte, mit der amerikanischen Westküste der frühen 70er-Jahre so umzuspringen wie mit dem London der 60er-Jahre in „Blow Up“. Doch hier fügen sich die Geschichten, Milieus und Filmstile nicht zu einem gelungenen Film und selbst mit dem kalifornischen Death Valley konnte Antonioni erstaunlich wenig anfangen. In Erinnerung bleibt nur die spektakuläre Explosion in Superzeitlupe am Ende der Reise und des Films. HIP
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen