: Unterkunft überflüssig
LAGER-SCHLUSS
Die Flüchtlingsunterkunft Scheuen in Celle veranstaltet am kommenden Montag ihre Abschlussfeier. Das niedersächsische Innenministerium verlängert den Vertrag mit dem Träger – den Maltesern der Diözese Hildesheim – nicht. Deshalb soll die Einrichtung nun schließen.
„Man braucht uns nicht mehr“, sagt Michael Lukas, Pressesprecher der Malteser. Die Zahl der Geflüchteten, die nach Deutschland kommen, sei so stark zurückgegangen, dass die Notunterkunft keine Bewohner mehr hat. „Am Dienstag sind die letzten 19 ausgezogen“, berichtet Lukas. Die Menschen lebten nun in Folgeunterkünften oder eigenen Wohnungen.
Das Notlager öffnete im September vergangenen Jahres für rund 500 Geflüchtete, die aus München nach Celle kamen. Am Anfang mussten die Menschen in Zelten übernachten, doch nach und nach errichteten die Malteser beheizte Hütten. Diese sollen in den nächsten zwei Monaten abgebaut werden. Anfang September, wenn der Ein-Jahres-Vertrag zwischen den Maltesern und dem Innenministerium abläuft, wird das Gelände wieder für Brandschutzübungen zur Verfügung stehen. Die eingelagerten Hütten stehen bereit, falls wieder mehr Geflüchtete nach Celle kommen.
Vor einem halben Jahr hatte es eine Debatte über die Unterkunft gegeben. Damals durften freiwillige Helfer einer Willkommensinitiative das Gelände nicht mehr betreten, weil sie „für Ärger gesorgt“ haben, wie Lukas sagt. Es stellte sich heraus, dass die Ehrenamtlichen Missstände aufgedeckt hatten: In dem Lager wohnten mehrere unbegleitete Kinder. Eigentlich hätten diese durch das Jugendamt betreut und in Jugendeinrichtungen untergebracht werden müssen.
„Rein fachlich hatten die auch Recht“, gesteht Lukas der Initiative zu. Es sei aber alles mit dem Land abgesprochen gewesen: „Das Jugendamt hatte keinen Platz mehr, da sind wir eingesprungen.“ Die Mitglieder der Initiative hätten die Mitarbeiter der Unterkunft erpresst und unter Druck gesetzt – wie genau, wolle er nicht sagen.
Stattdessen nimmt er seine Kollegen in Schutz: „Klar, die Geflüchteten hatten es nicht immer bequem. Aber es gab keine Prügeleien und sexuellen Übergriffe, soweit ich weiß.“ STI
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