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Im Kiez miteinander klarkommen

Nachbarschaft Jörg Machel hat das Projekt „ZoffOff“ gegründet. Es bietet Einzelpersonen und Organisationen kostenlose Mediationen

Jörg Machel

ist Pfarrer an der evangelischen Emmaus-Ölberg-Kirchengemeinde auf dem Lausitzer Platz in Kreuzberg.

taz: Herr Machel, Sie haben als Pfarrer ein Theologiestudium und einen Uni-Abschluss als Mediator in der Tasche. Was haben Sie denn dort gelernt, was Sie als Pfarrer nicht ohnehin schon wussten?

Jörg Machel: In Kreuzberg wird man viel mit Konflikten konfrontiert: einmal in meiner seelsorgerlichen Arbeit, es gibt aber auch zahlreiche Kiezkonflikte. Es gab viele Situationen, in denen ich mich am Rande beteiligt habe, in anderem stand ich im Zentrum. Ich hatte den Eindruck, dass ich an dieser Stelle durchaus eine weiterführende Ausbildung vertragen kann. Ich bin sehr froh, dass ich jetzt seit zehn Jahren mit diesem Handwerkszeug unterwegs bin. Als Mediator helfe ich mit, dass ein Streit strukturiert bearbeitet werden kann und alle Aspekte eines Konflikts offen angesprochen werden können. Streiten, also scheinbar gegensätzliche Positionen offenzulegen, ist ja nichts Negatives.

Sie haben unter dem Motto „Konflikte klären Kiez“ das Projekt ZoffOff gegründet, das für Einzelpersonen und Organisationen kostenlose Mediationen anbietet. Was ist der Hintergrund?

Im Kiez gibt es viele Menschen, die eine Mediation gut gebrauchen können, sich ein solches Angebot auf dem freien Markt aber nicht leisten können. Auf der anderen Seite kenne ich aus dem Studium noch viele gut ausgebildete Mediatoren, die ihre Erfahrungen ehrenamtlich einbringen und sich über praktische Erfahrungen freuen. Bei uns arbeiten immer Zweierteams zusammen, die aus einem Mediator mit einer größeren Erfahrung bestehen und einem Kollegen, der nach seiner Mediationsausbildung gerade einsteigt. Es geht mir aber auch darum, das Medium der Mediation bekannt zu machen und Menschen zur Verfügung zu stellen. Viele sind begeistert, dass sich nach einer Mediation Lösungshorizonte für Konflikte eröffnen, die sich teilweise seit Monaten oder manchmal Jahren hinschleppen.

Wer fragt bei Ihnen eine Mediation nach?

Es kommen zum Beispiel Menschen, die gemeinsam ein Sozialprojekt gestartet haben, nach Jahren aber merken, dass es nicht mehr so gut läuft. In der Schule gibt es Probleme, die man nicht an die große Glocke hängen will. Oder Eltern haben mit ihren Kindern Probleme, weil sie merken, dass sie den Nachwuchs nicht mehr erreichen können. Manchmal geht die Initiative sogar von den Kindern aus. Kiezgremien oder Einrichtungen der Jugendhilfe wissen von unserem Angebot und geben unsere Telefonnummer weiter. Wir lassen uns nicht über Institutionen vermitteln, aber die Institutionen können auf unser Angebot aufmerksam machen.

Stichwort Strukturwandel im Kiez: Die Gentrifizierung ist in vollem Gange. Muss Kirche in einer solchen Situation nicht klar Position für betroffene Mieter beziehen, anstatt auf Allparteilichkeit zu setzen?

Das widerspricht sich nicht. Wir haben als Kirche eine klare Position! Ich kann eine klare Position haben und trotzdem Mediator sein. Bei Mietkonflikten gibt es Wege sich zu einigen, die weit über das hinausgehen, was der Gesetzgeber vorsieht. Ein Gericht kann nur im engen Rahmen seiner Möglichkeiten handeln. Eine Mediation kann das Ergebnis haben, dass der Vermieter zum Beispiel eine andere Wohnung anbietet. So etwas kann ein Richter nicht einfach anordnen.Volker Engels

www.zoffoff.de

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