piwik no script img

Rauchendes Atomfass

Radioaktiv Bei der Nuklearfirma Eckert & Ziegler in Braunschweig kommt es zu einem meldepflichtigen Zwischenfall. Die Feuerwehr prüfte einen rauchenden Behälter

Die Braunschweiger Bürgerinitiative schlägt Alarm: Wie jetzt bekannt wurde, schlug am 10. Juni der Gammastrahlen-Monitor aus, den die Initiative Strahlenschutz in der Nähe des Betriebsgeländes der Nukleartechnikfirma Eckert & Ziegler installiert hat. Das Gerät habe über mehrere Minuten hinweg „extrem hohe Messwerte“ angezeigt, berichtet die Initiative. Nachfragen bei der Feuerwehr hätten ergeben, dass ein Fass mit radioaktivem Inhalt „Wärme- und Rauchentwicklung“ aufwies.

Eckert & Ziegler stellte den Vorfall fünf Tage später so dar: Bei der „routinemäßigen Umfüllung“ von Elektrolyseschlacke habe sich herausgestellt, „dass Teile des Materials unter Sauerstoffzufuhr zur Wärme- und Glutbildung neigen“. Die Schlacke enthalte natürliche Radioisotope. Deren Strahlung sei so gering, dass sie auf einer herkömmlichen Deponie entsorgt werden könnten. Es habe zu keinem Zeitpunkt eine Gefahr für Mitarbeiter oder Anlieger bestanden. Gleichwohl handelte es sich um ein meldepflichtiges Ereignis, das der Aufsichtsbehörde angezeigt werden muss.

Die Ratsfraktion der Bürgerinitiative Braunschweig spricht nun von einem „brennenden Atomfass“. Das Ausmaß der Panne und der ausgetretenen Strahlung seien nicht aufgeklärt, sagt dagegen die Ratsfraktion. Im Übrigen beunruhige, dass Eckert & Ziegler erst mit fast einwöchiger Verspätung über den Vorfall berichtete. Der Sprecher der Initiative Peter Rosenbaum verweist zudem darauf, dass das Unternehmen „inmitten eines Wohngebietes und neben einem Kindergarten und einem Schulzentrum rumexperimentiert.“

Eckert & Ziegler stellt radioaktive Produkte für die Medizin her, zum Beispiel Substanzen für radiologische Untersuchungen und Strahlenquellen für Krebstherapien. Ein zweiter Geschäftszweig ist die Behandlung und Verpackung von Atommüll für eine spätere Zwischen- oder Endlagerung. RP

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen