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MUSIK

MusikTim Caspar Boehmehört auf den Sound der Stadt

So lecker kann mikro­tonal sein: Wein eignet sich nicht nur zum Verkosten, sondern auch für alternative Stimmungen. Zumindest wenn man einen entsprechend interessierten Musiker wie den Tubisten Robin Hayward mit der Aufgabe eines „Tuning Tasting“ betraut. Gemeinsam mit der Cellistin Audrey Chen wird Hayward am Donnerstag im W. Weincafé Wanderbühne seinen „tuning vine“ in Schwingungen versetzen. Man muss sich das wohl vorstellen als eine Kombination aus Alkoholgenuss und Glasharmonika-Spiel, bei dem Hayward mit dem Finger zwecks Tonerzeugung über den Glasrand streicht und immer mal wieder den Inhalt probiert, um die Tonhöhe zu variieren. Versprochen werden eine besondere Weinauswahl – deren Klangfarbe dann das Aroma abrunden dürfte – und ein Weinglas gratis zum Eintritt. Dissonanzen im Abgang können mit einem Schluck Wasser nachgespült werden (Friedelstr. 30, 20 Uhr).

Besser nicht auf nüchternen Magen genießen sollte man das Konzert der Reihe Jazz an der Lohmühle am Samstag. Insbesondere das passend Themroc 3 genannte Trio von Trompeter Richard Koch, Saxofonist Benjamin Weidekamp und Schlagzeuger Michael Griener spielt einen anarchischen Jazz, der sich durch Verzicht auf ein Bassfundament oder Harmonie­instrumente wie Klavier und Gitarre umso freier flottierend dem improvisierten Spiel einander umkreisender Melodien und Rhythmen widmen kann. Ähnlich unerschrocken avantgardistisch artikuliert sich die kanadische Trompeterin Lina Allemano, die ihre komplex strukturierten Kompositionen mit dem Lina Allemano Europe Quartet vorstellen wird, in dem unter anderem Michael Griener mitspielt. Und als große alte Herren des Free Jazz geben sich der Gitarrist Helmut „Joe“ Sachse und der Schlagzeuger Günter „Baby“ Sommer die Ehre (Kiefholz- Ecke Lohmühlenstraße, 19–22 Uhr, Eintritt frei).

Ein bisschen Spuk zum Beschluss: Am Mittwoch gastiert die US-amerikanische Folk-Experimentalistin Heather Leigh in der Musikbrauerei Prenzlauer Berg, um ihre unheimlich-eindringlichen Klagegesänge zur Pedal Steel Guitar zu Gehör zu bringen. „I Abused Animal“ hieß ihr Album vom vergangenen Jahr, und ähnlich verstörend wie der Titel klingen auch ihre wenig greifbaren „Songs“. Kaum greifbar sind zugleich die Klänge, die das multikontinentale Trio The Swifter am selben Abend erzeugen wird. Der italienische Schlagzeuger Andrea Belfi, der australische Pianist Simon James Philips und der schwedische Klangkünstler BJ Nilsen machen sich ihren ganz eigenen Reim auf Drone-Musik und nutzen dabei die Möglichkeiten des Raums voll aus (Greifswalder Str. 23a, 21 Uhr, 8 €).

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