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Stasi-Gelände friedlich-revolutionär besetzt

Geschichte Die Open-Air-Ausstellung „Revolution und Mauerfall“ über die DDR-Oppositionsbewegungen eröffnet in der Ex-Stasi-Zentrale. Die Planung des Gesamtkonzepts für das Gelände ist verschoben. Expertenkommission regt Gründung einer Stiftung an

von Rolf Lautenschläger

An der Ostberliner Normannenstraße stürmen seit Mittwoch die Demonstranten wieder die frühere Zentrale der Staatssicherheit. Massenhaft protestiert wird unter den Spruchbändern „Stasi raus“ und „Demokratie jetzt“. Neben den Transparenten aus der Zeit des Mauerfalls erkennt man die Gesichter jener aufwühlenden Tage: Reinhard Schuldt oder Ingrid Köppe, Mitglieder des Neuen Forums, Bärbel Bohley und Rudolf Bahro, Akteure der „friedlichen Revolution“ von 1989/90.

Die 14 langen Ausstellungswände mit rund 600 Bild- und Textdokumenten über die dramatischen Stationen der Oppositionsbewegungen in der späten DDR und den Sturz des SED-Regimes bilden den Rahmen der Schau „Revolution und Mauerfall“, die als neue Dauerausstellung jetzt im Innenhof der Stasi-Zentrale zu sehen ist.

Nun, ganz taufrisch ist die Präsentation nicht, handelt es sich doch um die 2009 konzipierte Open-Air-Ausstellung „Die friedliche Revolution 1989/1990“, die damals von der Robert-Havemann-Gesellschaft auf dem Alexanderplatz gezeigt wurde. Eindrucksvoll ist die Wiederauflage aber dennoch, denn die Bilder erinnern immer wieder neu an die bewegenden Augenblicke deutsch-deutscher Geschichte.

Mielkes Quartier

„Revolution und Mauerfall“, die Open-Air-Ausstellung im Innenhof des früheren Stasi-Areals, ist täglich rund um die Uhr geöffnet. Eintritt ist frei. Vom 17. bis 19. Juni finden Eröffnungsveranstaltungen mit Musik und Führungen statt. Info: www.revolution89.de.

Das „Stasimuseum“ stellt Dokumente und Objekte zu Erich Mielkes Geheimdienst aus. Es befindet sich im Haus 1 auf dem ehemaligen Gelände der Zentrale des Ministeriums für Staatssicherheit. Das „Stasi-Akten-Archiv“ der Stasi-Unterlagenbehörde befindet sich in Haus 7 auf dem großen Areal. (rola)

„Ein würdiger Ort für die Dauerausstellung“

Den historischen Ort an der Normannenstraße für die ständige Ausstellung hatte die Robert-Havemann-Gesellschaft schon seit längerer Zeit im Blick, besetzten doch Demonstranten im Januar 1990 das bis dahin abgeriegelte Stasi-Quartier. „Der Ort steht für den Beginn eines demokratischen Prozesses und für die Frage „Wie gehen wir mit der Vergangenheit um?“ Dazu gehörte die Auflösung der Staatssicherheit. Insofern ist dies ein würdiger Ort für die Dauerausstellung“, wie Tom Sello, Kurator des Projekts erläuterte.

Auch Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU), deren Haus die Schau mit rund 750.000 Euro unterstützte, sprach bei der Eröffnung von einer „Profilierung des authentischen Ortes“. Womit zugleich das kulturpolitische Problem benannt ist, das für die neue Ausstellung sowie für das gesamte Stasi-Areal gilt.

Kulturstaatsministerin Monika Grütters sprach von einer „Profilierung des authentischen Ortes“

Kein Konzept, kein Profil für das große Gelände

DDR-Opfergruppen bemängeln bis dato, dass es „kein Konzept“, kein Profil, für das große Gelände mit seinen unterschiedlichen Nutzern gibt – darunter die Nutzung für den Stasi-Aktenbestand, für das Archiv der DDR-Opposition oder für mehrere Ausstellungen. Was stimmt. Zwar hatte noch im April 2016 die „Expertenkommission zur Zukunft der Stasi-Unterlagenbehörde“ in ihrem „Abschlussbericht an den Deutschen Bundestag“ vorgeschlagen, „für das Gelände eine plurale Nutzung“ anzustreben. Nötig sei aber, dass der Bund „die Gesamtverantwortlichkeit“ für das Gelände regelt. „Dazu soll eine ‚Stiftung Diktatur und Widerstand – Forum für Demokratie und Menschenrechte‘ als eigenständige Stiftung errichtet werden“, so die Experten. Diese Stiftung soll dann ein Gedenkkonzept erarbeiten.

Auf die kommende Legislaturperiode verschoben

Am 9. Juni verlängerte der Bundestag den Vertrag mit Roland Jahn, dem Beauftragten für die Stasiunterlagen. Wie es aber mit der Behörde insgesamt, mit dem Gelände und der Stiftung weitergehen soll, wurde auf die kommende Legislaturperiode – also nach 2017 – vertagt.

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