: Hoffen auf die öffentliche Hand
ReuterkiezDie Versteigerung von Wohnhäusern lockt neue Interessenten
2,7 Millionen Euro sind aufgerufen, wenn am Montag am Neuköllner Amtsgericht ein fünfgeschossiges Wohn- sowie ein eingeschossiges Bürohaus zwangsversteigert werden. Dies sind die ersten von 14 Gebäuden zwischen Fram-, Pannier- und Nansenstraße, die innerhalb von zwei Wochen unter den Hammer kommen. Ihr geschätzter Verkehrswert könnte jedoch deutlich überboten werden, denn der Kreis der möglichen Käufer steigt.
Ihr Interesse bekundet hatte bislang nur die Berliner Immobilienfirma Dr. Hintze & Co., die sich bereits einen Teil des Blocks, der bislang im Besitz einer Erbengemeinschaft war, gesichert hat. Vollmundig hatte sie angekündigt, dass es schwierig werden dürfte, sie zu überbieten. Auf Anfrage der taz hat nun das Amtsgericht mitgeteilt, dass „mindestens vier Bieter auftreten werden“. Ebenso viele Sicherheitsleistungen sind beim Gericht eingegangen.
„Wir sind begehrt!“
Auch eine kommunale Wohnungsbaugesellschaft, die aus Sorge um ihre Chancen im Bieterverfahren nicht genannt werden will, steigt mit in den Ring. „Wir haben uns entschieden, beim ersten Versteigerungstermin mitzubieten“, sagte eine Sprecherin der taz. Viele Bewohner des Blocks im Reuterkiez stimmt dies hoffnungsvoll. „Wir finden es toll, dass Politik und Wohnbaugesellschaft bereit waren, mit uns zu reden“, sagt Ursula Kurtz, die seit 16 Jahren in der Framstraße lebt. Überrascht über die Anzahl der Bieter ist sie nicht: „Zuletzt sind immer wieder Herren in dunklen Anzügen durch die Innenhöfe gewandert.“ Spöttisch fügt sie hinzu: „Wir sind begehrt.“
Aus Angst vor einer Erhöhung der Mieten, die derzeit noch bei etwa 4,30 Euro pro Quadratmeter liegen, haben sich die Mieter zusammengeschlossen. „Durch die Versteigerung sind die Handlungsspielräume für Politik und Bewohner extrem eingeschränkt“, kritisiert Kurtz, das kommunale Vorkaufsrecht sei ausgehebelt. Am Montag wollen viele Mieter im Gericht sein. Ihre Botschaft an potenzielle Käufer: „Euer Investment birgt mehr Risiko, als euch klar ist!“ Erik Peter
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