piwik no script img

SportplatzÜberraschung im Berlinpokal

FUSSBALL Fünftligist BFC Preussen hat am Samstag überraschend den Berliner Fußball-Landespokal gewonnen. Der BFC besiegte den Oberligisten Lichtenberg 47 mit 1:0

Das Wetter war schön und die Stimmung war ausgelassenam frühen Samstagabend im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark in Prenzlauer Berg. Fast 4.000 Menschen hatten den Weg ins Stadion gefunden, um das Finale des Berliner Pokals zwischen dem Oberligisten Lichtenberg 47 und dem Berlinligisten BFC Preussen zu sehen. Mehr waren in den letzten fünf Jahren nur gekommen, wenn der BFC mal wieder im Finale stand. 2012, als der Berliner AK den SC Gatow besiegte und damit den Grundstein für das heute legendäre 4:0 gegen Hoffenheim in der ersten Runde des DFB-Pokals legte, waren es gerade einmal 1.200 gewesen.

Entsprechend zufrieden zeigten sich die Verantwortlichen beim Berliner Fußballverband. Immerhin war im Vorfeld sogar laut darüber nachgedacht worden, die Partie im deutlich kleineren Amateurstadion im Olympiapark auszutragen, weil man befürchtet hatte, der Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark, der 19.000 Menschen fasst, könnte allzu leer wirken so ganz ohne zugkräftigen Traditionsverein im Finale.

Das gilt umso mehr, als in diesem Jahr zumindest indirekt ganz Fußballdeutschland zu Gast im Jahn-Sportpark war. Erstmals nämlich wurde das Gros der Finalspiele der einzelnen Landespokale am selben Tag ausgespielt und in drei zeitlich gestaffelten Konferenzen von der ARD live im Fernsehen übertragen. So hatte zum Beispiel am frühen Nachmittag auch der SV Babelsberg 03 gegen den FSV Luckenwalde bereits vor laufender Kamera den Landespokal in Brandenburg geholt.

Eine Werbung für den Amateurfußball sollte dieser „Finaltag der Amateure“ sein. Zumindest in Berlin war er das nur bedingt. Das Spiel an sich war zwar zumindest spannend und zeitweise sogar richtig gut. Die Stimmung auf den Rängen hingegen erinnerte eher an ein Dorffest als an ein Fußballspiel. Und ob es sich wirklich so gut macht, wenn der Namenssponsor des Pokals Tröten an Kinder verteilen lässt, die wie Bierflaschen aussehen, erscheint auch eher fraglich.

Die Partie selbst hingegen fing durchaus munter an. Vor allem die Preussen aus Lankwitz schienen von langem Abtasten wenig zu halten. Sie gaben gleich Vollgas. Das 1:0, das René Robben in der 19. Minute nach einer Ecke per Kopf erzielte, war daher mehr als verdient und wirkte nicht im Geringsten überraschend. Danach jedoch gestaltete sich das Spiel offener, und auch Lichtenberg kam zu einigen Torchancen, während der BFC einige gefährliche Konter setzen konnte. Ein Klassenunterschied war dabei zu keinem Zeitpunkt zu erkennen.

Planlose Lichtenberger

In der zweiten Hälfte zeigten die Lankwitzer nach vorne immer weniger und rührten hinten fleißig Beton an. Die Lichtenberger wiederum rannten plan- und aussichtslos gegen die dicht gestaffelte Abwehr an. Die seltenen Torchancen wurden ein ums andere Mal kläglich vergeben, obwohl Lichtenberg technisch und von der Spielanlage her eigentlich den besseren Fußball zeigte. Gegen die Zweikampfstärke und den Einsatzwillen der Preussen schien aber kein Kraut gewachsen.

Die letzte von vielen, vielen mehr oder weniger guten Chancen vergab Kiminu Mayoungou, als er den Ball in der fünften Minute der Nachspielzeit aus zehn Metern Entfernung mit voller Wucht übers Tor schoss. Fast schon ein Sinnbild für die vergeblichen Bemühungen der Lichtenberger. Kurz darauf war Schluss und bei den frisch gebackenen Pokalsiegern war die Freude kaum noch zu bremsen.

Dem Außenseiter BFC Preussen ist damit die größte Pokalüberraschung der letzten Jahre gelungen und er wird als verdienter Sieger den Berliner Verband im August im DFB-Pokal vertreten. Auf wen der Verein dann treffen wird, erfahren wir am 18. Juni, wenn die Paarungen der ersten Runde ausgelost werden. Jan Tölva

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen