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Haare ab, in die Klapse

Polizei-Gewalt

Der 18-jährige Aktivist M. hat Anzeige gegen die Polizei Bremerhaven erstattet, wegen Körperverletzung im Amt. Denn am vergangenen Sonntag wurden ihm auf dem Polizeirevier die Haare abgeschnitten.

M. und andere AktivistInnen hatten auf dem „Seestadtfest“ gegen eine Werbeaktion der Bundeswehr protestiert. Die hatte sich dort mit einem Sanitätspanzer präsentiert. Ein paar der jungen Leute erklommen gegen das „Werben fürs Sterben“ den Panzer, einer kettete sich dort fest. Die Polizei soll die DemonstrantInnen unverhältnismäßig grob angefasst haben. M. schlug bei der Räumung des Kettenfahrzeugs hart auf dem Boden auf. Immer wieder, sagt er, habe er sich dumme Sprüche über seine langen Dreadlocks anhören müssen und die Drohung, sie ihm abzuschneiden.

Die PolizistInnen machten die Drohung wahr. Weil M. versucht habe, sich nach seiner Ingewahrsamnahme mit seinen Haaren zu strangulieren, sei da „möglicherweise etwas passiert“, sagt der Bremerhavener Polizeisprecher. Vielleicht sei eine Locke „abgebrochen.“ Und weil die Dreadlock-Strangulation ein Suizidversuch gewesen sei, habe man M. anschließend in die Psychiatrie gebracht.

„Totaler Quatsch“, sagt M., der nicht nur eine Locke, sondern alle Dreadlocks eingebüßt hat. Die Ärztin in der Psychiatrie habe auch schnell gemerkt, dass mit ihm alles in Ordnung sei und ihm vorgeschlagen, freiwillig über Nacht dazubleiben, bevor es zu einer Zwangseinweisung durch die Polizei käme. Er habe ihren Vorschlag angenommen: „Bloß weg von der Polizei!“

Für Thorsten Raschen von der Bremerhavener CDU war der Einsatz angemessen: Wer sich nicht an Regeln halten wolle, teilte er mit, müsse auch mit den rechtsstaatlichen Konsequenzen rechnen. „Nicht mehr und nicht weniger hat die Polizei hier gemacht.“ SCHN

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